Bildergeschichten

Wie den meisten nicht entgangen sein dürfte, habe ich meine Blogtätigkeit zugunsten meiner Fotografien hier weitestgehend eingestellt. Aber eigentlich muss das ja gar nicht sein, dachte ich mir neulich, warum nicht beides miteinander verbinden und vielleicht ein paar Worte zur Entstehung einzelner Bilder schreiben?

Ich werde wahrscheinlich nicht jedes Foto vorstellen, so viel zu erzählen gibt es bei vielen auch gar nicht, aber möglicherweise ist manches Detail für die eine oder andere Leserin doch interessant. Und wenn nicht, habe ich meine Fotos halt einfach alle nochmal gezeigt, ist ja auch nicht schlimm.

Ich habe früher – so vor 20 Jahren – schon mal sehr viel fotografiert, meistens Motive, die nicht weglaufen: Landschaften und Architektur. Weil mir das irgendwann zu langweilig wurde und ich irgendwie zu faul war, immer weiter weg zu fahren, um neue Eindrücke zu gewinnen, schlief das ganze erstmal ein.

Als ich dann Anfang des Jahres nach Innsbruck in den Urlaub fuhr, habe ich meine Fujifilm X20 mitgenommen, die lange in der Schublade lag, aber aus irgendeinem Grund machte mir die Kamera keinen Spaß. Ich brauchte einen neuen Anreiz, stöberte eines Abends nach gebrauchten Kameras und fand eine Panasonic FZ300, die ein Fotogeschäft in Innsbruck für 200 € anbot. 

Da kann man nicht viel mit falsch machen, dachte ich mir, kaufte die Kamera und war erstmal begeistert, weil sie so viel mehr konnte und schneller war als meine Fujifilm. 

Im Urlaub gibt’s immer was zu fotografieren, aber mir war recht bald klar, dass es dabei ja nicht bleiben konnte, also sah ich verschiedene YouTube-Videos zum Thema, bis ich schließlich bei der Street Photography (oder Straßenfotografie) hängen blieb. 

Ich mochte auf Anhieb den Schwarz-Weiß-Look einiger Fotografen und fing an, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen.

Was darf man fotografieren? (So ziemlich alles.)
Was macht ein gutes Street Foto aus? (Dazu später mehr.)
Wie geht man damit um, wenn man angesprochen wird? (Freundlich bleiben, im Zweifel Foto löschen.)
Was für eine Kamera braucht man? (Street Fotografie geht mit jeder Kamera. Aber.)

Was ich jedoch auch schnell feststellte: Die Kamera, die ich mir gebraucht im Urlaub gekauft hatte, war nur so mittelgut für diesen Zweck geeignet. Sie war ziemlich groß, ich fiel also recht schnell zu sehr damit auf, um ungestellte Fotos auf der Straße machen zu können. Der Zoom war zwar gewaltig, aber zum einen ziemlich träge, zum anderen verleitet so ein Zoom dazu, nicht Teil des Geschehens zu werden, sondern die Dinge von außen zu betrachten – und das sieht man den Fotos leider an. 

Ich bestellte also eine der Street Kameras schlechthin: Eine Ricoh GR III. Schnell, klein, hohe Auflösung, Festbrennweite, Weitwinkel. Supercool.

Damit begann meine Street Fotografie. Und wie die aussieht, zeige ich hier am Beispiel einiger Fotos in den nächsten Tagen und Wochen.

Nicht mehr auf Twitter

Ich war auf Twitter schon lange nicht mehr besonders aktiv, meinen Account dort habe ich weitestgehend geschlossen, seitdem dieser selbstverliebte Irre den Laden übernommen hat.

Jetzt hat er den ganzen Bums auch noch umbenannt, und ich habe den Account endgültig deaktiviert. Ich verstehe nicht, wie man es da noch aushält.

Sollte euch dort also ein @larsreineke begegnen: Ich bin’s nicht (mehr).

‘nen weichen Keks

ding-dong

Ich werde wach. Habe ich das gerade geträumt, oder hat es tatsächlich an der Tür geklingelt? Wie spät ist es eigentlich? 3 Uhr nachts. Mist. Hoffentlich kann ich wieder einschlafen.

ding-dong

Da klingelt ja wirklich jemand. Fuck. Die Nachbarn? Polizei? Feuerwehr? Brennt’s irgendwo? Werden wir evakuiert?

Ich schalte das Licht ein, ziehe mir schnell eine Jogginghose an und gehe barfuß nach unten. Ich öffne – immer noch etwas verschlafen – die Tür.

Davor steht eine dünne, mindestens 80 Jahre alte Frau, nur mit einer Stoffhose und einer Strickjacke bekleidet und zittert.

“Ich … ich war mit dem Hund unterwegs,” erzählt sie wimmernd, “und plötzlich war der weg, ich wohne da hinten, aber da ist jetzt die Tür zu, da macht keiner auf, mein Mann auch nicht, der ist auch nicht da, ach, ich weiß auch nicht, ich hab schon nebenan geklingelt, da hat keiner aufgemacht, kann ich bei Ihnen vielleicht warten, bis es hell wird?”

Oha.

Ich bin jetzt hellwach und erfasse die Situation. Wir wohnen in unmittelbarer Nähe zu einem Seniorenheim, und wahrscheinlich ist die Frau eine entwischte Bewohnerin, etwas durcheinander und orientierungslos. Ist das schon Demenz? Keine Ahnung. Alleine kann ich die jedenfalls nicht Richtung Seniorenheim schicken, da kommt die in dem Zustand nie an.

“Na, kommen Sie erstmal rein.”

Ich führe sie ins Haus, vorsichtig durch den Flur, zum Esstisch. “Setzen Sie sich mal lieber hin,” sage ich und deute auf einen freien Stuhl. “Wie heißen Sie denn?” frage ich sie.

“Wessel. Wessel heiße ich. Haben Sie vielleicht ein Taschentuch? Jetzt läuft mir auch noch die Nase.”

“Hier bitteschön, aber jetzt setzen Sie sich erstmal.” Auf dem Stuhl daneben liegt der Kater und schläft völlig ungerührt. Ich hoffe, dass sie nicht allergisch ist oder vielleicht sogar Angst vor Katzen hat. “Wir haben zwei Katzen, ich hoffe, das macht Ihnen nichts.”

“Katzen? Nein, nein, ich mag Katzen.”

Mittlerweile ist auch meine Frau unten angekommen und schaut mich fragend an. Ich deute mit den Augen in die Himmelsrichtung, wo das Seniorenheim liegt und artikuliere stumm: “Von nebenan.” Sie nickt und setzt sich zu Frau Wessel.

Ich gehe nach oben, ziehe mir Socken an, greife zum Telefon und suche die Nummer des Seniorenheims heraus. Nach nur einmal Klingeln geht jemand ran.

“Seniorenheim Weserblick, Schwester Melanie.”

“Lars Reineke, guten Morgen. Vermissen Sie vielleicht eine Bewohnerin? Frau Wessel?”

“Frau Wessel? Ja, was ist denn mit ihr?”

“Die sitzt gerade bei uns unten am Esstisch und scheint nicht wirklich zu wissen, wo sie hingehört. Ich würde sie ja zu Ihnen bringen, aber ich habe Sorge, dass sie auf dem Weg Angst bekommt, weil sie uns ja gar nicht kennt.”

“Ach Gott, Entschuldigung, ich kann jetzt hier gar nicht weg, aber ich sage sofort einer Kollegin bescheid, die kommt gleich zu Ihnen. Wo wohnen Sie denn?”

Ich gebe ihr die Adresse, ziehe mir Schuhe an, gehe wieder nach unten und nicke meiner Frau zu, die sich bereits mit Frau Wessel unterhält. “Es kommt gleich jemand und bringt Sie nach Hause,” sagt sie zu ihr.

Ich gehe nach draußen und treffe an der Straße die Altenpflegerin.

“Das tut mir sehr leid,” entschuldigt sie sich auf dem Weg zu uns, “Frau Wessel hat sich wohl einfach rausgeschlichen. Vielen Dank, dass Sie sich gekümmert haben.”

“Naja, Sie können nichts dafür,” antworte ich, “es ist ja kein Gefängnis.”

“Ja, aber trotzdem, nachts um drei.”

“Halb so wild,” sage ich, “hier sind wir schon.”

Ich öffne der Altenpflegerin die Haustür und führe sie zur Essecke, wo sich Frau Wessel und meine Frau angeregt zu unterhalten scheinen.

“Frau Wessel! Was machen Sie denn für Sachen!?”

“Och, ja, ich weiß auch nicht…,” antwortet sie kleinlaut, lässt sich aber bereits von meiner Frau und der Pflegerin in die Senkrechte helfen.

Sie schaut mich an: “Was haben Sie denn für Hobbies? Rudern Sie?”

“Ich? Nein. Aber ich fahre gern Fahrrad.”

“In meiner Familie wird viel gerudert.”

“Ach so.”

“So, Frau Wessel,” unterbricht die Pflegerin, “jetzt ist aber auch mal gut. Sie können doch nicht mitten in der Nacht die Leute auf Trab halten!”

“Ach, das wollte ich wirklich nicht. Manchmal hat man einfach ‘nen weichen Keks,” sagt sie, während sie zur Haustür hinausgeführt wird.

Recht hat sie, denke ich.

“Kein Problem, alles halb so schlimm. Machen Sie’s gut, Frau Wessel.”

Wir gehen nach oben und legen uns wieder hin. Eine Weile liege ich wach, dann schlafe ich doch nochmal ein.

(Anmerkung: Das ist alles heute Nacht genau so passiert. Die Namen habe ich selbstverständlich geändert.)

Mittwoch, 22. März 2023

Das Wochenende war gut gefüllt mit Ereignissen, aber ich komme jetzt erst dazu, davon zu berichten.

Am Freitag war Markus bei uns in Hameln zu Gast, weil wir am nächsten Tag mit unserem gemeinsamen Freund G. nach Berlin fahren wollten, um uns “Russian Circles” – eine Post-Metal-Band aus Chicago – anzusehen.

So haben wir mit ein paar anderen Freunden am Freitagabend bei uns zu Hause gesessen, Fingerfood in uns hineingeschaufelt und uns auf die bevorstehende Reise gefreut.


Am Samstag ging’s dann planmäßig los, und die Exkursion verlief rundherum wie am Schnürchen. Alle Züge waren pünktlich genug, und ich war wieder mal angetan davon, wie komfortabel man per ICE von Hannover nach Berlin reisen kann.

In einer guten Stunde waren wir in Spandau, und weil unser Hotel in Neukölln lag, legten wir den weiteren Weg komplett unterirdisch mit der U7 zurück. Dort (oder besser: darin) wiederum war ich Landei wie so oft von der Armut erschüttert, die einem in dieser Form wohl nur in Großstädten begegnet.

Vor dem Konzertbesuch saßen wir bei angenehmen Temperaturen draußen im Restaurant “Hasenheide” und lauschten dem hupenden Verkehr.


Das Konzert von Russian Circles war – man kann das nicht anders sagen – umwerfend.

Ich habe die schon zwei Mal gesehen, einmal in Hannover, einmal in Bielefeld, und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.

Jedes Mal bin ich begeistert, wie Bassist und Gitarrist in manchen Passagen einen Klangteppich erzeugen und so dem Schlagzeuger ermöglichen, dem ganzen Stück Struktur zu geben.

Wer sich darunter nichts vorstellen kann, hier ist ein Beispiel aus Kopenhagen, nur einen Tag vor dem Konzert in Berlin aufgenommen:

“Afrika” (live) von Russian Circles

Auch Markus war ziemlich hingerissen, G. nicht ganz so sehr, aber der kannte die Stücke nach eigenen Angaben nicht so detailliert wie wir, und da kein Gesang dabei war, fehlte ihm etwas die Orientierung.

Ein Russian-Circles-Konzert ist – so habe ich das dann auch am nächsten Tag geäußert – ein wenig wie ein Klassikkonzert, bei dem man in aller Regel die Stücke bereits kennt und sich darüber freut, wie virtuos die Musiker diese interpretieren.

Ich für meinen Teil liebe diese Band und habe mich folgerichtig vor Ort noch mit Merchandise eingedeckt.


Die Rückfahrt war relativ ereignislos, wir verabschiedeten uns in Hannover von Markus, der direkt bis Duisburg weiterfuhr, und ich war abends einfach nur platt und müde.

Weil es aber zu früh war, um ins Bett zu gehen, habe ich mir zum wiederholten Mal den Film “Fury – Herz aus Stahl” angesehen, bei dem es um eine US-Panzerbesatzung im 2. Weltkrieg geht, und in dem Brad Pitt die Hauptrolle spielt.

Nach etwa 20 Minuten ist eine Szene zu sehen, in der eine Einsatzbesprechung stattfindet. Während dieser wird eine Landkarte eingeblendet und davon gesprochen, dass eine Stadt eingenommen werden soll.

Beim ersten Mal schauen ist mir das gar nicht aufgefallen, aber die Beschriftung der “Stadt” ist “Kirchohsen”, was wiederum der Name eines Dorfes hier im Landkreis ist.

Daher habe ich mir diese eingeblendete Karte mal genauer angesehen. Stellt sich raus: Weitere Orte sind “Tündern” und “Hastenbeck”. Und die wiederum sind alles Ortsteile von Hameln.

Der ganze Film spielt also direkt vor meiner Haustür. :-o

ActivityPub

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