2017 entwickelte sich für mich dann doch irgendwie zum Lesejahr. Sonst komme ich so auf etwa 1 Buch pro Monat, und dann rede ich mir immer wieder ein, dass ich zum Lesen halt wohl keine Zeit gehabt hatte. Doch diesmal waren es insgesamt 34 Bücher, die ich gelesen habe. Zu Beginn war das auch 2017 noch etwas schleppend, aber im Sommer waren es bereits 3 – 4 Bücher pro Monat, und seit ich den Tolino habe, lese ich fast 2 Bücher pro Woche.
Das liegt in erster Linie an der fantastischen Onleihe, die für mich eine absolute Offenbarung ist. Das ist ungefähr wie Spotify für Literatur, kaum habe ich ein Buch durch, finde ich zwei neue, die ich als nächstes lesen will.
Aber nun zum eigentlichen Thema: Im letzten Jahr waren es fünf Bücher, die es auf meine Favoritenliste geschafft haben, was bedeutet, dass ich ihnen bei Goodreads eine Bewertung von 5 Sternen gegeben habe.
Alles Licht, das wir nicht sehen – Anthony Doerr
Zwei wunderschön miteinander verwobene Stories zweier Kinder / Jugendlicher im zweiten Weltkrieg, bei denen man sich fragt, ob die Geschichten sich kreuzen werden, und wenn ja, auf welche Weise. Wirklich toll, von der ersten bis zur letzten Seite. Kaum ein Buch habe ich in meinem Freundeskreis so häufig empfohlen wie dieses.
Unterleuten – Juli Zeh
Dieses Buch ist ein ständiger Perspektivwechsel: Man bekommt einen Sachverhalt aus der Sichtweise einer der handelnden Personen erzählt, findet diese Sicht vollkommen schlüssig und nachvollziehbar, nur um im nächsten Kapitel eine ganz andere, völlig gegensätzliche Position geschildert zu bekommen – und dieser ebenfalls zuzustimmen. Großartig erzählt.
Altes Land – Dörte Hansen
Wer Norddeutschland und die zuweilen knorrigen Typen, die diesen Landstrich bevölkern, mag, wird dieses Buch lieben. Unverständlicherweise wird es in der Onleihe unter “Romane & Erzählungen / Frauen” geführt, was ich seltsam finde. Es gibt ja schließlich auch keine eigene Kategorie “Männer” für Romane, bei denen die meisten Hauptfiguren männlich sind. Und “Altes Land” ist ganz sicher nicht das, was man abfällig als “Chick lit” bezeichnen könnte. Wie auch immer: Ich fand’s großartig.
Oben ist es still – Gerbrand Bakker
Karges Land, karge Sprache, deprimierendes Setting, einsilbige Hauptfigur. Ich hatte mich erst gefragt, was mir dieses Buch überhaupt zu erzählen hat, doch es war eine Menge. Ich bin darauf gestoßen, weil es mir irgendwann mal als Onlinewerbung eingeblendet wurde und ich das Cover mit den Schafen cool fand. Die Male, bei denen sowas bei mir funktioniert, kann ich wohl an einer Hand abzählen. Aber tolles Buch, vor allem, wenn man es – so wie ich – im Hollandurlaub liest.
Junge rettet Freund aus Teich – Heinz Strunk
Abgesehen von “Die Zunge Europas” hat mich Heinz Strunk ja eh noch nie enttäuscht, aber das hier ist irgendwie an mir vorbei gegangen. Völlig zu Unrecht, Strunk ist ein großartiger Erzähler, der mich immer wieder tief in die Handlung hineinzieht, auch wenn da gar nicht so viel Handlung ist. Glaubhaft als Ich-Erzähler aus der Sicht eines Teenagers zu schreiben, das muss man mit Mitte 50 erstmal können. Strunk kann das.