Dienstag, 7. Februar 2023

Die Lokalzeitung betreibt mal wieder Bratwurstjournalismus.

In einem Artikel “staunten die Beamten nicht schlecht”, der andere ist bebildert mit “Mann, der auf Tatort zeigt”. Beide stammen von ein und demselben Blaulicht-Autor, der einer der Hauptgründe ist, warum ich mein Abo gekündigt habe.

Je häufiger sowas vorkommt, desto mehr fühle ich mich in meiner Entscheidung bestätigt.


Gestern habe ich “Zur See” von Dörte Hansen ausgelesen. Das war wieder mal ein sehr schönes Buch, so wie alle von ihr. Dieses spielt natürlich auch wieder in Norddeutschland, diesmal allerdings auf einer Nordseeinsel.

Was ich an ihrem Schreibstil toll finde, ist, dass sie es immer wieder hinbekommt, Vergangenes zu würdigen, ohne in ein “Früher war alles besser” abzurutschen.

Eine meiner Lieblingsstellen ist, als der Protagonistin auffällt, dass sich die Nordseefischer, die “wegen Brüssel” nun nicht mehr zum Fischen hinausfahren, sondern nur noch Fischertouren mit Touristen anbieten, als Fischer verkleiden, nämlich so, wie sich Touristen echte Fischer eben vorstellen: In längs gestreiften, blauen Hemden statt schmutzigen grünen Overalls.

Im Roman wird wenig gesprochen, erst zum Ende hin, das fand ich etwas schade. Passte aber zur Geschichte.


Heute war mein Termin zum Nachstechen meines Tattoos, das ich mir vor etwa 4 Wochen habe machen lassen. Die Konturen wurden nochmal nachgezogen, und jetzt sieht’s nochmal besser aus als nach der ersten Runde.

Tätowierungen spielen bei “Zur See” auch eine größere Rolle.

Jetzt erstmal abheilen lassen, und dann zeige ich’s hier vielleicht auch nochmal.

Montag, 6. Februar 2023

Ich wiege etwa 6 kg weniger als Neujahr, meine Diät scheint also anzuschlagen. Es ist auch nicht so, dass ich auf irgendwas großartig verzichten würde, ich lasse halt nur die Exzesse aus. Abends Pizza, obwohl es mittags schon Burger gab oder sowas. Oder hinterher noch eine Tüte Chips.

Für mich ist dabei entscheidend, planen zu können, also bereits zu wissen, was wir abends essen werden. Dann kann ich mich darauf einstellen und passe meine Frühstücks- und Mittagsrationen an. Wobei selbst das mittlerweile relativ automatisch stattfindet, meine Brote für die Arbeit haben ca. 400 kcal, und wenn ich mittags zu Subway gehe, sind das da auch nicht mehr. Da kann ich abends eigentlich fast essen, was ich will, und wenn ich dann auch noch statt mit dem Rad zu Fuß zur Arbeit gehe, habe ich nochmal 150 – 200 kcal extra gespart.


Morgens war es sehr glatt, und ich habe mich gefreut, auf dem Weg zur Arbeit das Streufahrzeug zu sehen, das für Rad- und Fußwege zuständig ist. Ich finde, es sollte einen Namen haben, die Schotten haben ihre Streu- und Räumfahrzeuge ebenfalls benannt, sie heißen dort “Gritney Spears” oder “Spready Mercury”.

Dieses Streufahrzeug hat vermutlich schon mehr für den örtlichen Radverkehr geleistet als der gesamte FDP-Ortsverband.


Heute scheint ein Tag zu sein, an dem die Schräggeher Ausgang haben.

Das sind Leute, die vermeintlich vorwärts gehen und auch nicht schwanken oder gar torkeln, dabei aber immer eine leichte Diagonalbewegung auf dem Bürgersteig beschreiben. Wenn man die überholen will, muss man sich dem ständig anpassen, und wenn man nicht schnell genug ist, wird man am nächsten Gartenzaun ausgebremst oder läuft plötzlich auf der Straße.

Man möchte sie dafür anschreien, aber vermutlich sind sie völlig schuldlos.

Bücher

Irgendwie habe ich mal wieder Lust, zu bloggen, und die zuletzt gelesenen Bücher gehen ja immer, wenn einem sonst kein zündendes Thema einfallen will.

Mit Erschrecken musste ich allerdings feststellen, dass ich deutlich weniger als sonst üblich gelesen habe, was vielleicht an verschiedenen anderen Tätigkeiten lag, denen ich mich zuletzt gewidmet habe.

Aber eins nach dem anderen.

“Bergland” von Jarka Kubsova

Die Geschichte eines in den österreichischen Alpen gelegenen Bauernhofes, erzählt in unterschiedlichen Zeitebenen. An einigen Stellen sehr traurig, alles in allem aber doch ganz versöhnlich. Hat mir ganz gut gefallen.

“Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht” von Matthias Heine

Bei manchen Begriffen war ich durchaus überrascht, dass sie gar nicht aus der Nazizeit stammen, von mir aber immer dort verortet wurden.

“Babel-17” von Samuel R. Delany

Das Buch handelt von einer Sprache, die das Denken verändert, sobald man sie spricht. Hat mich leider nicht sonderlich beeindruckt.

“Ein Sommer in Niendorf” von Heinz Strunk

Puh. Auf Strunk lasse ich ja normalerweise nichts kommen, aber das hier ist eines seiner schwächeren Bücher. Vielleicht auch Geschmackssache, aber dieser Roman wirkte auf mich eher uninspiriert.

“An Occurrence at Owl Creek Bridge” von Ambrose Bierce

Eine Kurzgeschichte, die wir damals im Englischunterricht gelesen haben und die mir irgendwie wieder vor die Nase kam. Auch heute noch sehr beeindruckend.

“Das große Spiel (Ender’s Game)” von Orson Scott Card

Das Buch hätte man vermutlich auch auf zwei Drittel der Seiten zusammenkürzen können, und insbesondere der Locke-und-Demosthenes-Teil war mir dann doch zu unglaubwürdig. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor sich nicht zwischen Gesellschaftskritik und Military Science Fiction entscheiden konnte. Nichtsdestotrotz ganz unterhaltsam.

Sachen gucken

Ich war in der vergangenen Woche krank zu Hause und hatte Gelegenheit, ein bisschen Fernsehen zu gucken.

Die Wannseekonferenz

Puh, harter Stoff. Auf der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 wurde der organisatorische Ablauf der Massenvernichtung der europäischen Juden besprochen und beschlossen. Der Holocaust war da bereits im Gange, hatte aber noch nicht dieses industrielle Ausmaß erreicht.

Der Fernsehfilm stellt die Konferenz anhand des damals gefertigten Protokolls nach, und danach ist man erstmal völlig fassungslos, mit welcher Kälte die Teilnehmer diesen ganzen Wahnsinn diskutieren, wie man eben ein logistisches Problem diskutiert: Wie lässt sich der Transport effizient organisieren, wie viele Kapazitäten haben die im Aufbau befindlichen Vernichtungslager, etc.

Unbedingt anschauen, “Die Wannseekonferenz” ist noch bis Ende Januar in der ZDF Mediathek verfügbar.

Made To Measure

Lässt sich eine Persönlichkeit komplett abbilden, indem man einfach nur deren Suchbegriffe bei Google zusammenfügt? In diesem Experiment wird der Lebensweg einer jungen Frau nachgezeichnet und Schlüsselszenen durch eine Schauspielerin nachgestellt, die von der darzustellenden Person nur das Suchprofil bei Google kennt. Sehr beeindruckend.

Es gibt einmal eine Version nur zum Anschauen in der rbb-Mediathek und eine etwas längere auf der Projektwebseite, die mit Interaktion funktioniert und hinterher eine Auswertung der eigenen Person anhand des Sehverhaltens zurück liefert.

Danach habe ich erstmal den Browser und die Standardsuchmaschine gewechselt. (Brave Browser und Brave Search)

The Billion Dollar Code

Diese Miniserie handelt von Terravision, einem Kunstprojekt, bei dem man bereits Anfang der 90er übergangslos auf jeden beliebigen Punkt der Erde zoomen konnte. Google wurde beschuldigt, den dafür verwendeten Algorithmus für Google Earth kopiert und damit das dafür erteilte Patent verletzt zu haben. Die Serie fasst mehrere am Projekt beteiligte Personen zu zwei Hauptcharakteren zusammen, ist sehr schön gemacht und vor allem für Zuschauer*innen wie mich interessant, die damals mit dabei waren, als das Internet irgendwann in den 90ern begann, in der Bevölkerung anzukommen. (“Bin ich schon drin?”)

Kann man sich aber auch gut einfach so zur Unterhaltung anschauen. Zu finden auf Netflix. Ein kurzes Making Of mit Interviews der Originalpersonen gibt es eben dort und ist auch ganz sehenswert.

The Redeem Team

Handelt von der US-amerikanischen Basketballmannschaft, die bei den Olympischen Spielen 2008 versucht, Gold zu holen, nachdem sie 4 Jahre zuvor eine herbe Niederlage einstecken mussten.

Ich stehe auf Basketball, darum hat’s mir gefallen, ist wahrscheinlich Voraussetzung. Ebenfalls bei Netflix.

Eat The Rich – The GameStop Saga

Die Doku beschreibt ein Ereignis, das sich Anfang 2021 abgespielt hat. Nachdem die Einzelhandelskette GameStop in der Zeit zuvor immer schlechtere Ergebnisse einfuhr, wurden Hedgefonds auf die Aktie aufmerksam und wetteten darauf, dass sie weiter fallen würde.

Wenn man sich eine ganz normale Aktie kauft und hofft, dass sie steigen wird, kann sie schlimmstenfalls auf Null fallen. Hedgefonds leihen sich jedoch Aktien und verkaufen sie weiter, in der Hoffnung, dass sie diese später zu einem niedrigen Preis zurückkaufen und zurückgeben können. (Das ist wahrscheinlich stark vereinfacht ausgedrückt.)

Hedgefonds machen also Gewinn dadurch, dass Unternehmen pleite gehen, Menschen arbeitslos werden und ihre Existenz verlieren. Das macht sie nicht sonderlich beliebt.

So kam es, dass sich in einem Reddit-Bereich Kleinanleger zusammen taten und wie blöde GameStop-Aktien gekauft haben, so dass deren Kurs immer weiter stieg und die Hedgefonds extreme Verluste einstecken mussten.

Die Miniserie auf Netflix ist ganz spaßig anzuschauen, allerdings für Nicht-Muttersprachler recht anstrengend, weil sehr schnell gesprochen und zugleich lauter englischsprachige (Text-)Screenshots eingeblendet werden. Und gleichzeitig deutsche Untertitel und englische Schlagzeilen zu lesen, fiel mir dann doch etwas schwer, so dass ich immer mal zurückspringen musste.

War aber dennoch ganz unterhaltsam.