28. Mai 2020 – mittags: Arzt

Wegen meiner Rippenschmerzen war ich dann doch mal beim Arzt.

Ich werde in einem runden Zwischenwartebereich platziert, drei Stühle, alle jeweils anderthalb Meter entfernt. Ich natürlich mit Maske.

Kurze Zeit später setzt sich ein Typ hin, der aussieht wie der Häuptling aus “Einer flog über das Kuckucksnest”. Ohne Maske. Ich atme flacher.

Er: “Müssen sich keine Gedanken machen, weil ich nicht so’n Teil trage. Ich bin gegen sowas unempfindlich.”

Ich: “o_O”

Er: “Ja, bei mir setzt sich kein Bazillus fest.”

Ich: “Ist ja auch ein Virus.”

Er: “Ja, nee, ich habe was anderes. 40 Jahre Asbest eingeatmet. Selbst wenn, da ist nicht mehr viel, wo der sich festsetzen würde. Also, wenn sich da doch mal ein Tröpfchen löst, das ist wie Regenwasser.” Sagt er und hustet sich in die Faust.

Ich atme gar nicht mehr.

Kurze Zeit später werde ich zum Glück aufgerufen.

Das waren die längsten zwei Minuten meines Lebens, und ich glaube, ich habe beim Versuch, mich so weit weg wie möglich von dem Mann zu lehnen, ein paar Risse in der Rigipswand hinter mir hinterlassen.

Die Rippenschmerzen sind übrigens eine harmlose Geschichte. Rippe blockiert, Nerv gereizt, Muskel verhärtet, Intercostalneuralgie, you name it. Ibuprofen.

Gut zu wissen, aber wenn’s nach mir ginge, hätte ich die Begegnung mit dem Häuptling lieber vermieden.

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