Was ist das eigentlich für eine seltsame Entwicklung in Kleinstädten und Vororten, dass Eltern ihren Kindern mittlerweile komplette Privatspielplätze für den Garten zusammenkaufen?
Der nächste öffentliche Abenteuerspielplatz ist fünf Minuten Fußweg entfernt, aber in den Gärten stehen heutzutage mindestens ein Sandkasten, eine Rutsche, eine Schaukel, ein Trampolin und ein Holzhaus auf Stelzen mit Klettergerüst.
Wie geht das weiter? Autoscooter für Einzelkinder mit eigenem Angestellten, der die Plastikchips einsammelt und die leerstehenden Autos wieder einparkt? Holzachterbahn mit Todesspirale und Looping in der Vorortsiedlung? Ein eigenes Delfinarium? Pools mit Wasserrutsche und Dreimeterbrett im Vorgarten?
Zugegeben, wir haben unserer Tochter auch schon den einen oder anderen Krempel gekauft, der dann vielleicht zweimal genutzt wurde. Was soll’s, abgehakt unter “Fehlkauf” und in aller Regel weiterverschenkt.
Aber wäre es nicht besser, wir Eltern würden alle mal wieder auf den Boden herunterkommen und das Geld lieber für öffentliche Spielgeräte ausgeben, damit sich alle Kinder – auch die von weniger reichen Eltern – auf Spielplätzen austoben können?
Das ganze hätte dann auch gleich den Nebeneffekt, dass der Nachwuchs lernt, Rutsche, Schaukel, Trampolin und Sandkasten mit anderen, ja sogar fremden(!), Kindern zu teilen. Ich stelle mir das zumindest recht sinnvoll vor, dass das Kind an das Konzept “Es gibt noch andere Menschen außer mir” herangeführt wird, bevor die allgemeine Schulpflicht einsetzt.
Aber wahrscheinlich ist das wieder mal nur so ein sozialistischer Gedanke von mir.
Romantischer Gedanke, leider sieht die Realität meist anders aus.
Die beiden nächsten Spielplätze bei uns um die Ecke sind entweder ein versifftes Katzenklo oder ein hypermodernes Spielcenter wo ich mein 2 1/2 Jahre alten Sohn die Rutsche hochheben muss, da irgendein bekloppter Hippsterarchitekt ein grandios modernes Kletter-Rutsch-Seil-Scheiss-Gerät entworfen hat, wo selbst ich als 30 Jähriger meine Probleme beim Rutschen bekomme. Da ist die Kettler Rutsche bei uns im Garten einfach besser. Und das Hudora Trampolin erfreut neben dem BIG Sandkasten und der Nestschaukel sogar die Nachbarskinder. Soll vorkommen. So ne Nachbarschaft.
“Aber wäre es nicht besser, wir Eltern würden alle mal wieder auf den Boden herunterkommen und das Geld lieber für öffentliche Spielgeräte ausgeben, damit sich alle Kinder – auch die von weniger reichen Eltern – auf Spielplätzen austoben können?”
Ich denke, dass Lars genau das meint. Warum nehmen wir das Geld nicht, tun uns zusammen und sorgen in der Nachbarschaft/im Viertel gemeinsam für eine Lösung für alle? Etwas, das auch über die Spielplatzphase der eigenen Kinder hinaus Bestand haben kann. Wobei man da natürlich eine flexible Gemeindeverwaltung bräuchte. Manche sind ja leider nicht sehr empfänglich für Wege abseits von Schema F und machen dann lieber nix.
Das geht noch besser. Hier gibt es inzwischen Neubausiedlungen mit abgesperrtem Spielplatz, damit keines der Kinder des benachbarten Pöbels dort spielt. Sick sad world.