RockHard-Magazin, wir müssen reden

Quelle: shop.rockhard.de

Das hier ist ein Screenshot mit den letzten Ausgaben von Eurer Shopseite, den ich nur minimal angepasst habe. Auf der Webseite standen diese sechs Heftcover genau so in dieser Reihenfolge nebeneinander, ich habe sie lediglich so angeordnet, dass 2×3 Cover übereinander passen.

Dass Heavy-Metal-Fotos sehr, sehr schnell ins Alberne entgleiten, ist ja nun nichts Neues – wie man auf dem Bild anschaulich sehen kann. Ich lese die “RockHard” in der Regel Stück für Stück morgens beim Kaffee am Esstisch, und hinterher drehe ich das Heft meistens um, weil die Titelseite oft so peinlich ist.

Aber es geht gar nicht mal so sehr um die affigen Posen, gehen wir doch mal die Protagonisten und Motive durch, die Ihr auf Eure Titelseite gehoben habt.

Nr. 431: Scorpions

Allein diese Band wurde bereits vor 58 Jahren (als “Nameless”) gegründet, Klaus Meine ist 75 Jahre alt, das jüngste Bandmitglied ist der Bassist mit 56 Jahren auf dem Buckel.

Nr. 432 fehlt im Angebot (vergriffen?), darauf ist Lars Ulrich von Metallica abgebildet, der immerhin auch schon 59 Jahre alt ist.

Nr. 433: Blackie Lawless von W.A.S.P.

67 Jahre alt, wer die beiden Totenschädel sind, die er in den Händen hält, entzieht sich meiner Kenntnis, möglicherweise ehemalige Bandmitglieder.

Nr. 434: Das Cover des Albums “Bloody Kisses” von Type O Negative

Frontmann Peter Steele ist 2010 gestorben, würde er noch leben, wäre er mittlerweile 61 Jahre alt.

Nr. 435: Alice Cooper

Genauso alt wie Klaus Meine, 75 Jahre, nur mit mehr Haaren. 

Nr. 436: K.K. Downing

Der ehemalige Gitarrist von Judas Priest ist 71 Jahre alt.

Nr. 437: Doro Pesch

Frau Pesch ist von allen etwas größer abgebildeten Personen die jüngste mit 59 Jahren.

Was ich damit zeigen will:

Ich freue mich ja, dass Metal nicht so schnelllebig ist wie andere Musikgenres, und natürlich müssen auch die Wegbereiter der Szene hier und da mal gewürdigt werden. Aber wenn die Altersstruktur derjenigen, die Ihr als Szenemagazin auf Eurem Titel abbildet, die gleiche ist wie die des SED-Politbüros kurz vor dem Mauerfall, dann ist irgendwas nicht mehr in Ordnung.

Es ist ja nun nicht so, dass es im Metal keinen Nachwuchs gäbe, ich komme mit dem Entdecken neuer Bands auf Spotify kaum hinterher. Zumindest bei Eurer Titelauswahl hat man aber den Eindruck, als wäre seit 15 Jahren gar nichts mehr passiert. Ich kenne auch nicht die altersmäßige Zusammensetzung Eurer Abonnent*innen, aber ich werde (wenn alles gut geht) im nächsten Jahr 50 und bin damit immer noch 10 Jahre von den jüngsten (!) Leuten auf Eurem Hefttitel entfernt. Dagegen wirkt jeder Kleingartenverein jugendlicher.

Ich habe mit etwa 15 Jahren angefangen, härtere Musik zu hören, da waren die Musiker*innen in Eurem Magazin auch ca. zehn Jahre älter als ich. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass das nach 30-35 Jahren immer noch so sein würde. Ich meine, man stelle sich irgendeine Fußballzeitschrift vor, und auf jedem Titelbild ist entweder Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge oder Sepp Maier drauf. 

Der ganze Schwerpunkt des Heftes ist mittlerweile dermaßen oldschool, dass ich mich wirklich frage, ob das noch meinen Musikgeschmack widerspiegelt.

Ich warte jetzt nochmal ein bis zwei Ausgaben ab, aber wenn das so bleibt, muss ich das Abo wahrscheinlich kündigen. Wenn ich alte Leute auf Zeitschriften sehen will, kann ich auch den “Senioren-Ratgeber” lesen, den gibt’s kostenlos in der Apotheke.

2 Gedanken zu “RockHard-Magazin, wir müssen reden

  1. Herrje. Seit der Schule (Abi 97) hab ich ja tatsächlich keine mehr in die Finger gekriegt. Jetzt steht zwar unser alter Sänger mit seiner neuen Band dauernd drin, aber es sind immer noch die Leute aufm Cover, die damals schon zum alten Eisen gehörten. Hm.

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