2. Juni 2020 – abends

Zwei Hörnchen zum Mitnehmen bitte

Ich habe mir in meinem Lieblingsfahrradladen Hörnchen gekauft, weil mir auf dem Tourenrad nach einer Weile immer die Hände eingeschlafen sind. Ich muss noch ein paar ausgiebige Tests machen und vielleicht noch ein wenig nachjustieren, aber das erste Fahrgefühl ist schon mal ganz gut.

Außerdem habe ich meine Klingel getauscht. Die Knog Oi ist zwar sehr schick und eigentlich am Lenker kaum sichtbar, leider ist sie im Straßenverkehr auch viel zu leise, da habe ich mir immer den Daumen wund geklingelt, bis da mal einer reagiert hat.


Meine Frau hat mir heute wieder mit dem Langhaarschneider die Haare geschnitten, und mittlerweile kehrt da eine gewisse Routine ein. Angefangen hat das Ganze mit dem Lockdown((Naja, was der weinerliche Deutsche so Lockdown nennt, Grüße nach Wuhan)), und so gab es die Entscheidung, dass ich mir entweder eine Glatze rasiere (hatte ich ja früher schon mal) oder sie sich daran versucht. Wenn’s schiefgegangen wäre, hätte ich mir ja immer noch die Haare abrasieren können.

Das Ergebnis war dann aber auf Anhieb so gut, dass wir das jetzt einfach weiter so gemacht haben. Auf diese Weise habe ich natürlich einiges an Friseurkosten gespart, dafür bezahle ich ihr dann im Gegenzug ihren nächsten Friseurbesuch (und den der Tochter gleich mit). Ist ja nur fair, irgendwie, obwohl es mir um meinen türkischen Friseursalon schon etwas leid tut. Da war ich immer extrem zufrieden, weil man da sofort an die Reihe kam, wenn nicht, bekam man einen Tee, und zugelabert wurde man auch nicht. Vielleicht gehe ich irgendwann wieder hin, mal sehen.

29. Mai 2020 – morgens

Ich habe mir nach zwei Monaten ein Buch aus der Stadtbücherei, die seit Ausbruch der Pandemie geschlossen war, vorgemerkt. Wieder ein Stückchen Normalität.


Wenn man am Anfang der Zeile drei Minuszeichen hintereinander tippt und Enter drückt, wird eine horizontale Linie eingefügt. Dasjapraktisch.


Dieses Intervallfasten klappt bei mir nicht. Ich esse um 18:30 Uhr und denke dann um 20:30 Uhr: “Verdammt, ich habe aber noch Hunger!”

Mit normalem Kalorien-Tracking könnte ich dann zumindest noch eine Scheibe Toast oder eine andere Kleinigkeit essen, ohne dass ich irgendwelche Regeln breche. Mit Intervallfasten geht nur gar nichts essen (und unzufrieden sein) oder doch was essen und dann erst wieder um 11:30 Uhr was essen dürfen.

Allein dieses “Was essen dürfen” ist doch schon der sichere Weg in die Essstörung.

Nee, dann nehme ich doch lieber wieder den Ingenieursansatz: Wer abnehmen will, muss weniger essen als er verbraucht. Also Tracking. Geht halt nicht anders.

28. Mai 2020 – mittags: Arzt

Wegen meiner Rippenschmerzen war ich dann doch mal beim Arzt.

Ich werde in einem runden Zwischenwartebereich platziert, drei Stühle, alle jeweils anderthalb Meter entfernt. Ich natürlich mit Maske.

Kurze Zeit später setzt sich ein Typ hin, der aussieht wie der Häuptling aus “Einer flog über das Kuckucksnest”. Ohne Maske. Ich atme flacher.

Er: “Müssen sich keine Gedanken machen, weil ich nicht so’n Teil trage. Ich bin gegen sowas unempfindlich.”

Ich: “o_O”

Er: “Ja, bei mir setzt sich kein Bazillus fest.”

Ich: “Ist ja auch ein Virus.”

Er: “Ja, nee, ich habe was anderes. 40 Jahre Asbest eingeatmet. Selbst wenn, da ist nicht mehr viel, wo der sich festsetzen würde. Also, wenn sich da doch mal ein Tröpfchen löst, das ist wie Regenwasser.” Sagt er und hustet sich in die Faust.

Ich atme gar nicht mehr.

Kurze Zeit später werde ich zum Glück aufgerufen.

Das waren die längsten zwei Minuten meines Lebens, und ich glaube, ich habe beim Versuch, mich so weit weg wie möglich von dem Mann zu lehnen, ein paar Risse in der Rigipswand hinter mir hinterlassen.

Die Rippenschmerzen sind übrigens eine harmlose Geschichte. Rippe blockiert, Nerv gereizt, Muskel verhärtet, Intercostalneuralgie, you name it. Ibuprofen.

Gut zu wissen, aber wenn’s nach mir ginge, hätte ich die Begegnung mit dem Häuptling lieber vermieden.

27. Mai 2020 – nachmittags

Alle sind etwas aufgeregt, weil uns eine zweite Katze vermittelt wurde, die wir heute kennenlernen werden. (Ich muss leise tippen, der Kater sitzt neben mir auf meinem seinem Lieblingssessel und weiß noch nichts davon.)

Sie ist erst ein paar Wochen alt und zieht wahrscheinlich irgendwann im Sommer zu uns – wenn sie denn zu uns passt. Und zum Kater natürlich, aber der ist weiblichen Katzen gegenüber eigentlich eher teilnahmslos.

Aber wir sind sehr zuversichtlich.