15. Juli 2020 – abends

Erst Homeoffice, weil die Tochter heute nur noch ihr Zeugnis abholen musste und erst um 10:00 Uhr zur Schule gerollert ist.

Später bin ich dann ins Büro gefahren. In der Mittagspause haben wir uns Pizza bestellt. Drei Familienpizzen für fünf Personen, das war definitiv zu viel, und wir konnten uns danach kaum noch rühren. Darum habe ich etwas eher Feierabend gemacht.


Kaum zu Hause gewesen, das: Die Tochter hatte sich (“aus Spaß”) mit ihrer Freundin im Keller hinter einer Feuerschutztür eingeschlossen und den Schlüssel nicht mehr gefunden. Das war eher nicht so lustig. Zum Glück kam man von außen noch hinein. Ich habe dann den Schlüssel in einem der Kartons gefunden, darin hatte sie ihn verbaselt, warum auch immer. Ganz ohne Standpauke ging’s leider nicht.


Gerade war dieses Problem gelöst, klingelte es an der Haustür. “Gehört Ihnen das Auto mit dem Kennzeichen HM-soundso?” “Ja.” “War da hinten schon vorher ein Kratzer drin?” “Nee, nicht dass ich wüsste.” “Dann kommen Sie mal am besten mit, da ist Ihnen gerade einer gegengefahren und abgehauen, ich habe schon die Polizei gerufen.”

Nun denn. Tatsächlich ein Kratzer in der hinteren Stoßstange, der vorher noch nicht da war. Nur deswegen hätte ich eigentlich keinen Aufriss gemacht, aber der Fahrer ist wohl beim Ausparken erst seinem Hintermann reingefahren, dann beim vorwärts Rausfahren nochmal gegen unser Auto.  Sich einfach zu verdrücken, noch dazu, da es sich vermutlich um jemanden aus der Nachbarschaft (oder den Bekannten eines Nachbarn) handeln dürfte, finde ich dann auch nicht mehr so toll. Meines Erachtens muss man für so einen Stunt schon mindestens betrunken sein, aber man steckt ja nicht drin.

Die Polizei kam dann auch bald, machte Fotos und nahm die Zeugenaussage des Nachbarn von gegenüber auf. Ich konnte außer Ausweis und Fahrzeugschein nicht viel beitragen, ich war ja nicht dabei.


Anschließend noch mit dem ADFC-Lastenrad (das ich betreue) endlich zum Werbedesigner gefahren, um es dort bekleben zu lassen. Das sieht jetzt schon sehr schick aus, und man kann auch von der anderen Straßenseite aus erkennen, dass man sich das Rad kostenlos ausleihen kann.

Die letzten Wochen und Monate hatten wir es dauerhaft an eine Kirchengemeinde ausgeliehen, dort war jemand bereit, während der Kontaktbeschränkungen für die Nachbarn einkaufen zu fahren. Das fanden wir unterstützenswert. Demnächst geht das Rad dann wieder in den freien Verleih.

15. Juli 2020 – mittags

Ich bin etwas spät dran, aber der Webrocker beschrieb bereits vor ein paar Wochen ganz treffend das Dilemma, das ich auch mit meinem eigenen Blog hatte.

Auf Twitter hat man jahrelang nebenbei seinen Alltag kommentiert, aber wenn man dann mal etwas längeres schreiben wollte, dann musste das unbedingt pointiert und durchdacht und geistreich sein. Warum? Warum nicht einfach zugeben, dass man doch auch keine Ahnung hat? Ist doch nicht schlimm.

Ich hatte keine Lust mehr auf diese ganze Seht-her-wie-zynisch-ich-die-ganze-Scheiße-kommentieren-kann-Selbstdarstellung auf Twitter und sonstwo. Alle überbieten sich gegenseitig so lange in ihrer Abgeklärtheit, bis einfach alles zu viel wird.

Ich habe mit dem Bloggen und vor allem auch dem Bloglesen wieder angefangen, weil ich mich wieder mit Menschen verbinden möchte, die “Ich weiß es doch auch nicht” schreiben können, ohne sich dabei einen Zacken aus der Krone zu brechen. Und manchmal tut es ganz gut zu sehen, dass andere genauso verwirrt durch die Gegend laufen wie man selbst.

Scheiß auf die messerscharfe Analyse. Man muss nicht zu allem eine fertige Meinung haben. Ich muss nicht zu allem eine fertige Meinung haben.

Und trotzdem darf ich mir öffentlich darüber Gedanken machen. Ist doch super.

Jackelig

Ich habe mir ja das VanMoof bestellt, und jetzt bin ich “jackelig”, wie man bei uns so sagt.

Jackelig ist man dann, wenn man ein Ereignis kaum erwarten kann, man könnte auch unruhig, hibbelig dazu sagen.

Das Dumme ist nämlich, dass das Rad eine Lieferzeit von zwei bis drei Monaten hat, und sowas ist gar nichts für mich, ich bin nicht gut darin, so lange zu warten.

Darum habe ich mittlerweile so ziemlich alle Review-Videos auf YouTube dazu gesehen, alles dazu gelesen, was es zu lesen gibt und habe mir außerdem für den TextExpander (diese Autotextsoftware, die ich seit kurzem verwende) ein Makro geschrieben. Das errechnet per JavaScript,  wie viele Wochen ich noch bis zur Lieferung des Rades warten muss.

Ich brauche also nur “1vm” zu tippen, und es wird automatisch “6 bis 11 Wochen” ausgegeben. Das macht es nicht besser, aber so habe ich die Möglichkeit, hier im Blog immer wieder mal anzumerken, wie lange es noch dauert. Es sind noch 6 bis 11 Wochen.

Übrigens wird bei JavaScript, wenn man eine Datumsvariable vorbelegen möchte, der Monatswert bei 0 angefangen zu zählen. Der August ist also 7, da muss man auch erstmal drauf kommen, ich war schon in Panik, weil das Script mir zunächst “11 bis 16 Wochen” ausgegeben hat, sowas darf man mit mir nicht machen, schon gar nicht, wenn ich jackelig bin.

 

Keine BahnCard mehr dank Maskenverweigerer

Ich habe meine BahnCard vorerst gekündigt, bzw. das Abo nicht mehr verlängert.

Als die Corona-Krise einsetzte, ahnte ich schon, dass sich in diesem Jahr die BahnCard nicht mehr lohnen würde, aber weil ich von dem Verkehrsmittel grundsätzlich überzeugt bin, habe ich erstmal die Füße still gehalten. Irgendwann bekam ich dann Angebote, die mich für den Ausfall entschädigt hätten, aber auch da habe ich mir gedacht: Ach, komm, scheiß drauf.

Jetzt musste ich mich allerdings bald entscheiden, ob ich das Abo weiterführe. Diese Entscheidung ist mir gestern  abgenommen worden.

Es gibt mittlerweile zahlreiche Personen, die den offiziellen Bahn-Account auf Twitter angeschrieben haben, warum das Bahnpersonal nichts gegen Maskenverweigerer unternähme. Dabei wäre das im Prinzip sehr einfach: Maske auf oder am nächsten Bahnhof aussteigen. Ist ja nicht so, dass man sowas in der Vergangenheit nicht mit Minderjährigen auch schon gemacht hätte, wenn die ihre Monatskarte vergessen hatten. Nachts. Im Winter.

Gestern antwortete dann der Bahn-Account ausweichend, dass die Maskenpflicht eine staatliche Maßnahme sei und nicht in den Beförderungsbedingungen stehe. Das ist natürlich Quatsch, es heißt dort ausdrücklich (unter A 6.1):

Jeder Reisende hat sich so zu verhalten, dass andere Reisende nicht über Gebühr gestört oder belästigt werden. Reisende, die sich entgegen den vorstehenden Regelungen verhalten, die Weisungen der Mitarbeiter missachten oder in sonstiger Weise eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung darstellen, können von der Beförderung bzw. Weiterbeförderung ohne Anspruch auf Erstattung des Fahrpreises und des Gepäckpreises ausgeschlossen werden.

Ich sehe das so: Solange die Bahn nicht für die Sicherheit ihrer Fahrgäste sorgt, indem sie andere vor Maskenverweigerern schützt, passe ich mein Reiseverhalten entsprechend an.

Also erstmal keine BahnCard mehr. Schade.

9. Juli 2020 – nachmittags

Ich bin der Empfehlung von Max Buddenbohm gefolgt und habe mir ebenfalls den Essay von Jonathan Franzen “Wann hören wir endlich auf, uns etwas vorzumachen? Gestehen wir uns ein, dass wir die Klimakatastrophe nicht aufhalten können” angehört (Spotify-Link).

So pessimistisch der Titel auch klingt, kann ich Franzens Argumentation doch in Teilen folgen. Mir gefiel vor allem, dass er daraus nicht folgert, dass jetzt eh alles scheißegal sei, sondern dass ganz im Gegenteil die Alles-oder-Nichts-Haltung viel eher dazu geeignet ist, die Hoffnung und den Tatendrang von Klimaaktivisten zu zerstören.

Ich erlebe zumindest in meinem Ehrenamt als Fahrradbeauftragter immer wieder Radaktivisten, die zum Beispiel Vorschläge der städtischen Verkehrsplaner (die nunmal auch den Autoverkehr im Blick haben müssen) vom Tisch wischen, weil diese nicht weitreichend genug seien. Das mag schon richtig sein, aber bevor ich erst in 15 Jahren eine 3 Meter breite superausgebaute Fahrradspur bekomme, nehme ich jetzt lieber die 1,50 Meter Radfahrstreifen,  wo vorher gar keine Infrastruktur war.

Und selbst, wenn wir die Kurve nicht mehr kriegen sollten (wovon Franzen ausgeht) sind Klimaschutzmaßnahmen ja trotzdem nicht nur sinnvoll, sondern haben das Potential, auch die Gesellschaft zum Positiven zu verändern.

So ist die Lebensqualität in Städten, die nicht mehr alles aufs Auto ausrichten, sondern dem Fuß- und Radverkehr mehr Platz einräumen, deutlich höher – Klimawandel hin oder her. Dass sich damit sogar Wahlen gewinnen lassen, weil die Menschen einfach keine Lust mehr auf den bisherigen Lebensstil haben, kommt auch noch hinzu.

Und schließlich bedeutet ein Wechsel im Konsum-, im Ernährungs- und im Mobilitätsverhalten nicht zwangsläufig Verzicht, sondern kann im Gegenteil ein großer Gewinn sein. Man darf halt nur nicht den Anspruch haben, so die Welt retten zu können.