Kleine nervige Helferlein

Eines der ersten Dinge, die ich in aller Regel frühzeitig bei jeglicher Art von Software ausschalte, ist die Rechtschreib- und Grammatikprüfung.

Beruflich schreibe ich häufig Texte mit vielen Eigennamen und Abkürzungen, und ich habe meist keine Lust, diese alle dem jeweiligen System beizubringen. Außerdem verlasse ich mich auf meine geheime Superkraft, in jeglichem Text zielsicher den einen Rechtschreibfehler auf Anhieb zu sehen.

Leider versagt diese Superkraft manchmal bei meinen eigenen Texten. Da liest man ein Dutzend Mal drüber, geht Satz für Satz durch, aber dieses eine “und”, das noch stehengeblieben ist, weil man an einer Stelle die Formulierung umgestellt hat, das überliest man immer.

Nun ist mir kürzlich “LanguageTool” begegnet, da man die Serversoftware auch in die eigene Cloudron-Installation einbinden kann, was den Vorteil hat, dass man seine Texte nicht irgendeinem Dienstleister übermittelt, sondern nur zu einer selbstverwalteten Instanz. In dieser Konfiguration ist LanguageTool aber auf seine Grundfunktionen, nämlich Rechtschreibung und Grammatik, beschränkt. In der Vollversion hingegen kann LanguageTool auch eine Stilprüfung des geschriebenen Textes durchführen.

Dafür hätte ich durchaus Bedarf, denn bei mir kommt es häufiger vor, dass ich Füllwörter wie “ja”, “mal” oder “auch” verwende, außerdem neige ich zu Wortwiederholungen.

Also habe ich mir einen Vollzugang zugelegt, der allerdings sehr teuer ist. Bei monatlicher Zahlungsweise liegt dieser z.Zt. bei knapp 25 Euro. Zahlt man ein Jahr im Voraus, sind knapp 80 Euro fällig.

Letzten Endes war ich aber mit den Ergebnissen von LanguageTool nicht sonderlich zufrieden, wobei man der Software selbst gar nicht die Alleinschuld zuschreiben kann. Denn vor allem die Entdeckung von Wortwiederholungen scheiterte am Gutenberg-Editor von WordPress, der jeden Block als einzelnes Textfeld darstellt, welches dann eben auch nur von LanguageTool analysiert werden kann. Wiederholungen, die sich über mehrere Absätze erstrecken, wurden so nicht erkannt.

Glücklicherweise hat LanguageTool eine sehr kulante Geld-Zurück-Politik, so dass ich das Abo ohne weitere Fragen vorzeitig beenden konnte.

Einen ähnliche Funktionsumfang bietet der “Duden Mentor“, welches ebenfalls als Browser-Erweiterung eingebunden werden kann. Hier liegt der Monatspreis für die Premium-Variante bei 9,95 Euro, das kann man schon mal ausprobieren.

Aber auch hier lagen die gleichen durch WordPress hervorgerufenen Beschränkungen vor, also habe ich dieses Abonnement ebenfalls wieder gekündigt.

Genervt hat mich bei letzterem, dass die Korrekturfunktion im Hintergrund immer mitlief und dann schon mitten im Satz das letzte geschriebene Wort unterstrichen hat, weil der Satz augenscheinlich nicht vollständig war. Natürlich nicht, ich schreibe ihn ja auch gerade.

An so etwas wie ein schnelles Aus- und Einschalten per Shortcut scheinen beide Hersteller nicht gedacht zu haben, wobei LanguageTool immerhin die Möglichkeit bot, den gesamten Text zu markieren und per Tastenkombination auf einer gesonderten Webseite zu analysieren. Das fühlt sich für mich aber immer noch wie ein Bruch im Workflow an.

Lässt man die Korrektur eingeschaltet, hat man beim Schreiben mit diesen Plugins immer das Gefühl, dass einem jemand über die Schulter guckt, der dann zwischendurch “FALSCH!” schreit, obwohl er noch gar nicht weiß, wie der Satz zu Ende gehen wird.

Die beste Stilprüfung hat nach meiner Erfahrung die Textverarbeitung “Papyrus Autor”, die auf dem Modul “Duden Korrektor” basiert. Das kann man wohl auch immer noch einzeln kaufen (als Erweiterung zu Microsoft Office), aber da fehlt mir dann wiederum die Einbindung in den Browser – wer will schon Blogartikel mit Microsoft Word schreiben?

Das Ende vom Lied: Ich habe alles wieder deinstalliert und verlasse mich auf mein eigenes Sprachgefühl. Dann ist zwar vielleicht hier und da ein Fehler drin, aber dann ist das eben so.

6 Gedanken zu “Kleine nervige Helferlein

  1. Ich lasse meine Texte vorm Onlinestellen meist einmal von Ulysses prüfen. Das ist ein Markdown-Editor für MacOS/iOS. Die haben auch eine hervorragende Stilprüfung (finde ich). Und ich bin da auch schon auf so zwei drei Fehler gestoßen, die ich immer wieder mache und nun versuche, mir abzugewöhnen.
    Theoretisch könnte man Texte auch von chatGPT korrigieren lassen, aber ich habe immer das Gefühl, dass da jede persönliche Note verloren geht.

    1. Ja, über ChatGPT habe ich auch nachgedacht, bin aber zum gleichen Schluss gekommen.

      Gerade bei der Alltagsbloggerei soll es ja mein persönlicher Stil bleiben, der auch gerne mal umgangssprachlich sein kann.

    1. Danke für den Tipp. Ich hab’s gerade mal ausprobiert, und die Qualität der Korrektur ist erstaunlich gut. Das könnte wirklich was für mich werden.

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