Gelesen: Starckarm-Saga von Susan Price

Nachdem ich hier in den letzten Wochen zu 90% von meinen Bemühungen berichtet habe, Gewicht zu verlieren, dachte ich mir, ich streue zur Abwechslung mal ein paar Rezensionen von Büchern ein, die ich in diesem Jahr schon so gelesen habe. Es sind auch ein paar mit Diät-Bezug bei, dann wird der Bruch nicht so heftig.

Es geht los mit:

„Starckarm-Saga“ von Susan Price

Ein Technologieunternehmen baut einen Zeittunnel, der an denselben Ort im 16. Jahrhundert führt, erkennt dessen touristisches Potential („Ferien im England von damals!“) und versucht, die relativ kriegerische Bevölkerung aus der Vergangenheit zur Kooperation zu bewegen, indem es die Menschen mit Aspirin besänftigt und mit heutiger Technik beeindruckt. Dummerweise verliebt sich eine Anthropologin in einen der Krieger von damals, und als dieser im Kampf verwundet wird, beginnt der Konflikt: Lässt man ihn sterben oder rettet ihn mit den Mitteln der Gegenwart?

„Starckarm-Saga“ ist eigentlich ein Jugendbuch, und so ist die Story auch nicht sonderlich komplex aufgebaut. Die Protagonistin ist im Wesentlichen zwischen der Brutalität der damaligen Bevölkerung und der dennoch vorhandenen Herzlichkeit hin und her gerissen. Ihr Chef ist selbstverständlich böse, skrupellos und führt sich auf wie ein Hooligan im Streichelzoo. Der Geliebte aus der Vergangenheit wiederum denkt von morgens bis abends an die zu bewahrende Familienehre.

So geht das munter von einer Katastrophe zur nächsten. Viel lernt man dabei nicht, aber die eine oder andere gute Idee ist dabei, außerdem liest sich das Ganze recht flüssig weg. Ganz nett fand ich den Blick von außen auf diese heutzutage allerorten romantisierte Mittelalterwelt.

Das war vielleicht damals alles ursprünglich, mystisch und geheimnisvoll, aber eine Beinwunde bedeutete eben auch meist ein ziemlich jämmerliches und qualvolles Ende des Verletzten. (Exkurs in die Welt der Ernährung: Warum sich Anhänger der Paleo-Diät ernsthaft an einer Ernährungsweise orientieren, die in einer Zeit zu verorten ist, in der die Menschen nicht älter als dreißig Jahre wurden, leuchtet mir auch nicht so richtig ein.)

Und darum zum Abschluss der Buchkritik: Mal wieder „Eure Mütter“.

Harry Rowohlt ist tot

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Quelle: Wikimedia Commons

Harry Rowohlt ist tot.

Als ich ihn vor einigen Jahren auf einer Lesung sah, hatte er gerade eine Operation hinter sich. Er setzte sich an seinen Tisch und amüsierte sich über sich selbst und seine Vergänglichkeit.

Danach folgten die witzigsten Stunden, die ich jemals als Zuschauer in einem Livepublikum erlebt habe.

Harry Rowohlt las und las und erzählte und brummte und las, alles weinte vor Lachen, es wurde irgendwann nach Mitternacht, und er las immer noch, ließ eine Flasche irischen Whiskey im Publikum kreisen – er durfte eigentlich nicht mehr – dann wurde er melancholisch, erzählte noch eine Geschichte von Pooh, dem Bären, hatte nun selber Tränen in den Augen und beschloss, nach fünf Stunden doch langsam mal Feierabend zu machen.

 

„What day is it?“
„It’s today,“ squeaked Piglet.
„My favorite day,“ said Pooh.

Das ist Thomsen!

Immer, wenn ich im Straßenverkehr sehe, wie sich zwei Streifenwagen begegnen, muss ich an diese eine Szene aus „Das Boot“ denken.

Die, in der die U96 bei schwerem Seegang auf ein anderes U-Boot trifft und der Kaleun mit großer Freude erkennt, dass es sich um das Boot seines Freundes Thomsen handelt, im Anschluss jedoch klar wird, dass diese Begegnung aus strategischer Sicht ein Problem ist: Die einzelnen Boote sind offenbar soweit ab von ihrer gewünschten Position, dass sich Lücken auftun, durch die der Feind hindurchschlüpfen kann.

Wenn also in meiner Nähe zwei Streifenwagen aneinander vorbei fahren, denke ich jedes Mal, dass jetzt irgendwoanders die Gelegenheit zum hemmungslosen Ohne-Licht-Fahren, Am-Steuer-Telefonieren und Radfahrer-Abdrängen besteht.

Aber möglicherweise habe ich auch einfach eine ganz falsche Vorstellung von Polizeiarbeit.

Kulanz

Ich habe das neulich schon im Podcast mit Chrissie erzählt:

Mein Motorrad, das ich mir im vergangenen Jahr gebraucht bei einem Hildesheimer Händler gekauft habe, machte nach wenigen Wochen seltsame Zicken, die auf ein Elektronikproblem hindeuteten. Zum Glück hatte ich ja noch Gewährleistung darauf, also habe ich den Händler angerufen.

Der wiederum ist ein ziemlich entspannter Typ und meinte: „Fahr mal zu deiner Werkstatt, ich kenne die, die sollen sich das mal angucken, und dann rufste nochmal an.“

Gesagt, getan. Der Chef beschrieb mir den Fehler: Ein Batteriepol sei nicht richtig angeschlossen gewesen, so dass die Batterie über einen unbestimmten Zeitraum nicht mehr korrekt ge- bzw. entladen wurde. Er empfahl, die Batterie zu wechseln, weil nicht auszuschließen sei, dass sie dadurch Schaden genommen hat, und im schlimmsten Fall würde ich irgendwo liegenbleiben. Die Batterie sollte ca. 80 Euro kosten, und weil das ein wesentlich geringerer Schaden war, als ich befürchtet hatte (Kabelbaum! Elektronik!), beauftragte ich direkt die Werkstatt mit dem Austausch.

Der Händler war nicht ganz so begeistert: „Naja, ’ne neue Batterie hätte ich jetzt auch noch da gehabt,“ meinte er, was ich jedoch mit „Nützt mir nur im Zweifel nichts, wenn ich dann auf halbem Weg zu dir irgendwo stehe und die Karre nicht mehr ankriege“ beantwortete.

Ich schlug ihm dann vor, dass er mir einfach die Hälfte dazugeben solle, und dann wär’s für mich auch ok. Darauf einigten wir uns.

Die Rechnung war dann allerdings etwas höher, nämlich mit Arbeitsaufwand und allem drum und dran 117 Euro. Also machte ich folgendes Experiment: Ich scannte die Rechnung ein und schickte sie ihm mit dem Kommentar, er solle mir einfach soviel überweisen, wie er für angemessen hält. Für mich wären auch 40 Euro in Ordnung gewesen, aber ich wollte einfach mal gucken, was passiert, wenn ich den Betrag offen lasse.

Siehe da: Nach kurzer Zeit bekam ich eine Mail mit einem Screenshot, auf dem eine Überweisung von 60 Euro zu sehen war – mit dem Hinweis „Schöne Grüße aus Hildesheim“.

Egal wie man es nennt – „Kulanz“, „Gnade vor Recht“, „Kundenservice“ oder wie auch immer, solche Erlebnisse sorgen bei mir dafür, dass ich letzten Endes doch immer an das Gute im Menschen glaube.

Ich schreibe das deshalb nochmal auf, weil mir sowas ähnliches jetzt schon wieder passiert ist:

Ich habe mir vor kurzem für knapp 10 Euro ein digitales Probeabo der Wochenzeitung „Der Freitag“ zugelegt, das man nach 4 Ausgaben kündigen musste, wenn man es nicht für ein halbes Jahr beziehen wollte.

Ich habe – in erster Linie aus Zeitgründen – die Ausgaben nicht komplett gelesen und wollte daher kein dauerhaftes Abo abschließen, aber wie das immer so ist: Ich habe natürlich den Kündigungstermin verpeilt. Gemerkt habe ich das erst, als sie mir rund 65 Euro abgebucht hatten. Mist.

Um zumindest den nächsten Termin nicht zu verpassen, habe ich umgehend das Abo gekündigt. Nach kurzer Zeit bekam ich eine Mail, in der sie meine Kündigung bedauerten und mir mitteilten, dass ich die nächste Ausgabe noch lesen könne, den restlichen Betrag würden sie mir zurückerstatten. Heute waren die 62 Euro nochwas auf meinem Konto.

An dieser Stelle muss ich mich nochmal herzlich beim „Freitag“ bedanken. Sie hätten auch einfach die Kohle behalten und mich auf die AGB verweisen können.

Haben sie aber nicht. Und wenn jemand ein so kulantes Geschäftsverhalten an den Tag legt, muss man das auch mal erwähnen, finde ich.