20. April 2021 – abends

Vor ein paar Monaten hatte ich mir ein Digitalabo der ZEIT zugelegt, nicht das erste Mal übrigens.

Nun ja, jetzt habe ich es wieder gekündigt. Der Grund war derselbe wie bei der New York Times: Ich habe zu wenige Texte gelesen, wobei ich die längeren Stücke noch am interessantesten fand, aber die tagesaktuellen Artikel unterschieden sich letztlich kaum von denen anderer Onlinemagazine, waren vielleicht eine Spur konservativer, und manche fand ich einfach nur blasiert.


Das ist mir aufgefallen, als die Amazon Prime Mini-Serie “Last One Laughing” besprochen wurde. Während ich bei Spiegel Online den Eindruck hatte, dass da jemand fair und unvoreingenommen selbst mit länger nicht mehr sichtbar gewesenen Comedians (z.B. Mirco Nontschew) umgegangen ist, war der ZEIT-Autor sichtlich bemüht, kein gutes Haar an der Sache zu lassen. Überhaupt sei der deutsche Humor ja bestenfalls minderwertig, das sei alles niveaulos, und so weiter.
Mit der Haltung bin ich dann an die Sendung gegangen und musste feststellen, dass das eine der lustigsten gewesen ist, die ich seit langem gesehen hatte. 
Allein die Szene, in der Max Giermann neben Torsten Sträter stehend eben diesen absolut perfekt parodiert, ist Gold wert. Wer die Möglichkeit hat: Unbedingt anschauen. 
Ich hatte danach jedenfalls erstmal keine Lust mehr auf ein Abo der ZEIT.


Stattdessen habe ich mir ein Abo eines Magazins zugelegt, von dem ich gar nicht wissen will, wie ZEIT-Autoren das finden: Das Rock Hard nämlich. 
Ich war früher mal Kuttenträger, habe meinen Musikgeschmack schon seit meiner frühen Jugend im Metal verortet und diese Zeitschrift damals regelmäßig gelesen. Schließlich musste man ja wissen, welche aktuellen Alben unbedingt gekauft und gehört werden mussten, immerhin konnte man sich damals nur höchstens 2 davon im Monat leisten.
Kürzlich war ich dann zufällig auf der Webseite des Rock Hard, wo für das aktuelle Heft angekündigt wurde, dass man sich dort unter anderem dem Thema “Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien” (BPjM) widmen würde. Das fand ich ganz interessant und habe mir das Exemplar bestellt.
Kurz gesagt: Ich war begeistert.

Sie haben natürlich “Cannibal Corpse” (eine, was Texte und Cover angeht, ziemlich extreme Band) anlässlich ihres aktuellen Albums interviewt, aber es kam auch ein Musikwissenschaftler zu Wort, außerdem ein Plattenfirmenmanager, aber auch der stellvertretende Vorsitzende der BPjM konnte seine Sicht der Dinge darlegen.
Ich fühlte mich hinterher jedenfalls gut und ausgewogen informiert, und weil ich mich immer noch dafür interessiere, was an aktuellen Alben auf den Markt kommt, habe ich kurzerhand ein Jahresabo abgeschlossen. 

\m/ (Das ist eine Pommesgabel.)

Die jeweiligen Ausgaben werde ich aber wohl vor meiner Tochter verstecken bzw. mit der Titelseite nach unten hinlegen müssen, sonst bekommt die Albträume.

Einfach beigehen

Heute habe ich wieder mal den Effekt bemerkt, der sich einstellt, wenn man an lange vor sich hergeschobene Aufgaben einfach mal beigeht, wie man bei uns so sagt.

Eigentlich weiß man nämlich schon die ganze Zeit, welcher Aufwand einen erwartet, und in aller Regel ist der auch bei den meisten Dingen gar nicht so hoch. Die Abneigung gegenüber der Aufgabe steigt jedoch leider im gleichen Maße, je länger man das zu Erledigende vor sich herschiebt.

Ich betreue ja das freie Lastenrad hier vor Ort, und seit Monaten gibt es eine neue Version des Buchungssystems. Weil die Migration nicht auf Anhieb in der ersten (neuen) Version geklappt hatte, habe ich damals alles wieder zurückgedreht und mir gesagt: “Ach ja, da muss ich auch noch beigehen.” Und dabei blieb es dann.

Und immer, wenn die nächste und die nächste und die nächste Version veröffentlicht wurde, dachte ich mir: “Uh, das schiebe ich schon so lange vor mir her, das wird bestimmt ein Riesenaufwand, uiuiui, da muss ich mir mal ordentlich Zeit für nehmen, geht ja auch nicht, dass das schon so lange vor sich hindümpelt.”

Und jetzt bin ich einfach mal beigegangen, habe die Migration nochmal gemacht, sie hat wieder nicht geklappt, dann habe ich mich da kurz eingelesen, und nach 30 Minuten war der ganze Bums erledigt, und es funktionierte wieder alles.

Ich hätte mir also den ganzen Stress, den ich mir selber durch das ständige Verschieben gemacht hatte, sparen können.

Sehr schön (auch grafisch) verdeutlicht wird das übrigens in diesem Artikel (vor allem, wenn man mehrere Dinge vor sich herschiebt):

How to Get Yourself to Do Things

13. April 2021 – nachmittags

Heute Morgen habe ich das Buch “Das Seidenraupenzimmer” von Sayaka Murata zu Ende gelesen. Es hat nur etwa 250 Seiten, also war ich damit innerhalb von zwei Tagen durch. Wenn ich das Buch in so wenigen Worten wie möglich zusammenfassen müsste, wäre es wohl “What. The. Fuck.”

Es kommen darin Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, Inzest, Mord und Kannibalismus vor. Und selbst jenen, die das tolerieren können, würde ich diesen Roman nicht uneingeschränkt empfehlen. Ich weiß immer noch nicht, ob ich ein Kunstwerk oder kompletten Trash gelesen habe. Entsprechend uneins sind sich die Rezensenten auf Goodreads.


Ich war heute beim Lokalradio und habe in meiner Funktion als ehrenamtlicher Fahrradbeauftragter der Stadt ein bisschen was über die derzeitige Radfahrsituation vor Ort erzählt. Es war ein sehr entspanntes Interview, obwohl der eine oder andere Entscheidungsträger nicht so gut dabei weggekommen ist. Aber muss auch mal sein.

Gesendet wird der ganze Spaß am Sonntagvormittag, von 10 bis 11 Uhr.


Nach Feierabend war ich Joggen, obwohl seit ein paar Tagen mein Bein schmerzt. Ich schiebe das aber auf meinen verdrehten Rücken und die daraus hervorgehende Schonhaltung. Da hilft ja bekanntlich nur Bewegung, Bewegung, Bewegung. Also habe ich mich dann doch aufgerafft und wurde bei 8°C damit belohnt, die letzten 500 Meter auch noch durch Regen laufen zu müssen. Jetzt tut mir mein Rücken erst recht weh.

Aber wie mein Kumpel immer sagt: “Man darf sich von seinem Körper nicht alles gefallen lassen.”


Zum Abendessen gab es Senfeier mit Kartoffeln, dazu für alle außer mir Spargel, weil ich den nicht mag. Um sicherzugehen, habe ich nach Jahren mal wieder ein Stück davon probiert, stellt sich raus: Ich find’s immer noch widerlich.

Wenn ich daran denke, was in Deutschland jedes Jahr für ein Bohei um diesen scheiß Spargel gemacht wird, mit Tausenden von extra angekarrten Arbeitskräften, die das Zeug auch noch in einer elenden Schinderei ernten müssen, frage ich mich wirklich, ob man diese Ressourcen nicht sinnvoller nutzen könnte. Als Erzieher*innen zum Beispiel oder in der Pflege.

Auf Vorrat

Wir hatten hier neulich zwei Tage hintereinander eine 7-Tage-Inzidenz von gerade mal so über 100, und ein weiterer Tag hätte bedeutet, dass wieder verschiedene Lockerungen hätten zurückgenommen werden müssen.

Aber nein, Glück gehabt, es fügte sich, dass wir am dritten Tag wieder knapp unter der 100er-Grenze vorbeischrammten, die Geschäfte durften weiterhin Termine für Ladenbesuche vergeben (statt vorbestellte Waren nur herausreichen zu dürfen), und auch die Kontaktregeln blieben so, wie sie auch immer gerade waren, so genau weiß das ja derzeit keiner.

Da kam mir der Gedanke, ob wohl manche Einwohnermeldeämter ein paar Anmeldungen von Bürger*innen in der Hinterhand haben, vielleicht ein paar Neugeborene oder kürzlich erst Zugezogene, die sie dann, wenn’s nicht mehr reicht, einfach aus der Schublade holen und schnell noch nachmelden, damit die Gesamtzahl der Einwohner*innen gerade wieder hoch genug ist und die Inzidenz unter die magische Grenze rutscht.

Neubürger*innen auf Vorrat, sozusagen.

Aber das wäre ja schon fast eine Verschwörungstheorie, und an sowas beteilige ich mich grundsätzlich nicht.

Doch kein Tidal

Nach ein paar Wochen Tidal-Nutzung habe ich mich nun doch entschieden, weiterhin bei Spotify zu bleiben.

Die Empfehlungen waren tatsächlich mal was Anderes, und ich habe einige mir zuvor unbekannte Künstler entdeckt, aber das war – zumindest aus meiner Sicht – der einzige Vorteil, den ich durch Tidal hatte, und das allein rechtfertigt für mich nicht ein Abo eines weiteren Musikstreamingdienstes.

Immer wieder führte die Suche zu namensgleichen Künstlern, was vorkommen kann. Aber wenn ich dann den richtigen Künstler ausgewählt habe, möchte ich nicht auch die Alben des anderen Künstlers sehen, für den ich mich überhaupt nicht interessiere.

Ich mach mal ein Beispiel: Ich höre gerne die kalifornische Hardcore-Band “Terror”. Suche ich danach bei Spotify, finde ich als Top-Treffer eben diese Band, klicke ich auf “Künstler”, sehe ich, dass es offenbar auch einen HipHop-Künstler gibt, der sich so nennt. Nun gut, ist ja ok, denn wenn ich auf den Hardcore-Treffer klicke, werden mir bei Spotify nur Alben der Hardcore-Band angezeigt.

Tidal listet aber unter dem Hardcore-Treffer auch die HipHop-Alben auf, die mich überhaupt nicht interessieren.

Einige Alben anderer Künstler wiederum hatte Tidal zum Beispiel einfach gar nicht, Spotify aber schon.

Überhaupt war diese HipHop-Lastigkeit bei Tidal fürchterlich nervig. Klicke ich bei Tidal auf “Entdecken” und scrolle zu “Für Dich empfohlene Künstler”, listet mir Tidal stoisch Kendrick Lamar, Beyonce, Kanye West und Jay-Z auf, obwohl ich auf Tidal vermutlich keine 2 Minuten R&B oder HipHop gehört habe.

Meine Ohren hören ehrlich gesagt auch keinen besonderen Unterschied in der Soundqualität zwischen beiden Streamingdiensten. Glückwunsch, wenn es anderen Leuten anders geht.

Also gehe ich wieder zurück zu Spotify, und wenn ich mal ein paar neue Vorschläge haben möchte, suche ich mir eine ähnliche Künstler*in oder Band und schaue nach, ob die in irgendeiner kuratierten Playlist auftaucht. Und die Playlist höre ich dann.