Wenn mich jemand darauf hinweist, dass dieses ganze Carbon-Footprint-Ding ja nur ein PR-Stunt von BP war, denke ich mir immer direkt, ob er vielleicht gerade vor sich zu rechtfertigen versucht, dass er schon zum dritten Mal in dieser Woche die 1,5 Kilometer in die Stadt mit dem Auto gefahren ist.
In der Bäckerei unseres Vertrauens hat vor ein paar Wochen eine neue Verkäuferin angefangen, die so sagenhaft langsam ist, dass man in der Zeit, in der sie ein geschnittenes Brot einpackt, zusehen kann, wie ihre Kollegin drei andere Kunden bedient und abkassiert.
Klar, wir haben alle mal in unserem Job angefangen, und dass man bestimmte Fachfragen auch nach ein paar Tagen noch nicht sicher beantworten kann, sehe ich ja ein.
Aber wie kann man denn ein und dieselbe Tätigkeit tagelang ausüben und dann immer noch so verkrampft unbeholfen sein, als müsste man gerade eine Bombe entschärfen?
Mittlerweile bin ich sogar schneller, und ich habe erst drei- oder viermal bei Lidl selbst geschnittenes Brot eingetütet.
Eines der ersten Dinge, die ich in aller Regel frühzeitig bei jeglicher Art von Software ausschalte, ist die Rechtschreib- und Grammatikprüfung.
Beruflich schreibe ich häufig Texte mit vielen Eigennamen und Abkürzungen, und ich habe meist keine Lust, diese alle dem jeweiligen System beizubringen. Außerdem verlasse ich mich auf meine geheime Superkraft, in jeglichem Text zielsicher den einen Rechtschreibfehler auf Anhieb zu sehen.
Leider versagt diese Superkraft manchmal bei meinen eigenen Texten. Da liest man ein Dutzend Mal drüber, geht Satz für Satz durch, aber dieses eine “und”, das noch stehengeblieben ist, weil man an einer Stelle die Formulierung umgestellt hat, das überliest man immer.
Nun ist mir kürzlich “LanguageTool” begegnet, da man die Serversoftware auch in die eigene Cloudron-Installation einbinden kann, was den Vorteil hat, dass man seine Texte nicht irgendeinem Dienstleister übermittelt, sondern nur zu einer selbstverwalteten Instanz. In dieser Konfiguration ist LanguageTool aber auf seine Grundfunktionen, nämlich Rechtschreibung und Grammatik, beschränkt. In der Vollversion hingegen kann LanguageTool auch eine Stilprüfung des geschriebenen Textes durchführen.
Dafür hätte ich durchaus Bedarf, denn bei mir kommt es häufiger vor, dass ich Füllwörter wie “ja”, “mal” oder “auch” verwende, außerdem neige ich zu Wortwiederholungen.
Also habe ich mir einen Vollzugang zugelegt, der allerdings sehr teuer ist. Bei monatlicher Zahlungsweise liegt dieser z.Zt. bei knapp 25 Euro. Zahlt man ein Jahr im Voraus, sind knapp 80 Euro fällig.
Letzten Endes war ich aber mit den Ergebnissen von LanguageTool nicht sonderlich zufrieden, wobei man der Software selbst gar nicht die Alleinschuld zuschreiben kann. Denn vor allem die Entdeckung von Wortwiederholungen scheiterte am Gutenberg-Editor von WordPress, der jeden Block als einzelnes Textfeld darstellt, welches dann eben auch nur von LanguageTool analysiert werden kann. Wiederholungen, die sich über mehrere Absätze erstrecken, wurden so nicht erkannt.
Glücklicherweise hat LanguageTool eine sehr kulante Geld-Zurück-Politik, so dass ich das Abo ohne weitere Fragen vorzeitig beenden konnte.
Einen ähnliche Funktionsumfang bietet der “Duden Mentor“, welches ebenfalls als Browser-Erweiterung eingebunden werden kann. Hier liegt der Monatspreis für die Premium-Variante bei 9,95 Euro, das kann man schon mal ausprobieren.
Aber auch hier lagen die gleichen durch WordPress hervorgerufenen Beschränkungen vor, also habe ich dieses Abonnement ebenfalls wieder gekündigt.
Genervt hat mich bei letzterem, dass die Korrekturfunktion im Hintergrund immer mitlief und dann schon mitten im Satz das letzte geschriebene Wort unterstrichen hat, weil der Satz augenscheinlich nicht vollständig war. Natürlich nicht, ich schreibe ihn ja auch gerade.
An so etwas wie ein schnelles Aus- und Einschalten per Shortcut scheinen beide Hersteller nicht gedacht zu haben, wobei LanguageTool immerhin die Möglichkeit bot, den gesamten Text zu markieren und per Tastenkombination auf einer gesonderten Webseite zu analysieren. Das fühlt sich für mich aber immer noch wie ein Bruch im Workflow an.
Lässt man die Korrektur eingeschaltet, hat man beim Schreiben mit diesen Plugins immer das Gefühl, dass einem jemand über die Schulter guckt, der dann zwischendurch “FALSCH!” schreit, obwohl er noch gar nicht weiß, wie der Satz zu Ende gehen wird.
Die beste Stilprüfung hat nach meiner Erfahrung die Textverarbeitung “Papyrus Autor”, die auf dem Modul “Duden Korrektor” basiert. Das kann man wohl auch immer noch einzeln kaufen (als Erweiterung zu Microsoft Office), aber da fehlt mir dann wiederum die Einbindung in den Browser – wer will schon Blogartikel mit Microsoft Word schreiben?
Das Ende vom Lied: Ich habe alles wieder deinstalliert und verlasse mich auf mein eigenes Sprachgefühl. Dann ist zwar vielleicht hier und da ein Fehler drin, aber dann ist das eben so.
Gestern haben wir ein klassisches Konzert besucht, richtiger gesagt: ein Barockkonzert.
Dass ich mir Konzerte dieser Musikrichtung anschaue, kommt seltener vor. Aber gestern trat ein Meister der Blockflöte auf, und da meine Tochter ebenfalls Altblockflöte spielt, wollte ich ihr mal die Gelegenheit geben, sich anzuschauen und zu -hören, was man auf diesem Instrument alles machen kann.
Das war schon durchaus beeindruckend, leider hatte ich vorher bereits ziemlich starke Kopfschmerzen, und da sind zwei Stunden Blockflöte vielleicht nicht die allerbeste Wahl. Aber meiner Tochter hat’s gefallen, und das war ja die Hauptsache.
Erschreckend war allerdings die Altersstruktur der Besucher*innen.
Meine Tochter war das einzige Kind im gesamten Publikum. Dann kam erst einmal eine ganze Weile gar nichts. Die Nächstälteren waren etwa 5–6 Personen unter 30 Jahren, dann kam wieder eine Weile nichts und dann unsere Altersgruppe mit vielleicht 10–15 Personen, und alle anderen waren älter als 60 oder weit darüber hinaus.
Ich weiß ja nicht, wie es in anderen Städten so aussieht, aber ich sag’s mal so: Wenn die Veranstalter klassischer Konzerte nicht noch irgendwie die Kurve kriegen, dann stirbt denen bald 80 % Prozent des Publikums weg.
Bei uns findet demnächst ein Hofflohmarkt statt, den irgendjemand im Viertel organisiert und dafür Flyer verteilt hat.
Das heißt, an einem bestimmten Tag im April ist im ganzen Wohngebiet in allen möglichen Einfahrten, Vorgärten und Hinterhöfen Flohmarkt.
Ich finde das eine sehr schöne Idee, um Leute vielleicht wieder ein wenig zusammenzubringen, die ja – wenn sie nicht gerade Kinder auf derselben Schule oder andere Gemeinsamkeiten haben – doch meist eher alle in ihren eigenen Lebenswelten unterwegs sind.
Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Menschen sonntags in die Kirche gehen, aber da ich nicht an Gott glaube und verschiedene andere Vorbehalte gegen kirchliche Organisationen aller Art habe, kommt das für mich nicht in Frage.
Ich habe jetzt auch mal mit ChatGPT herumgespielt, man kommt an dem Thema ja nicht vorbei.
Zuerst saß ich davor und dachte: Ja, und nun? Was fragt man denn da jetzt?
Nach den üblichen Aufforderungen (den sog. “prompts”), die so durchs Netz gingen, wie: “Schreibe einen Aufsatz über Thema X” und: “Beantworte diese Mail in Gedichtform”, habe ich jetzt aber durchaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten gefunden.
“Erklär mir das”
Wenn man in irgendeinem Text viele Fachausdrücke vorfindet, kann ChatGPT eine echte Hilfe sein.
In der Wikipedia bin ich (fragt mich nicht, in welchem Rabbithole ich da war) auf folgenden Satz gestoßen: “In der Biologie, genauer der Phylogenetik und Kladistik, spricht man von einer Polytomie, wenn Taxa hinsichtlich ihrer Abstammungslinie nicht konkret in einen dichotomen Stammbaum eingegliedert werden und stattdessen mehrere Linien an einem Punkt zusammengefasst werden.”
Lässt man sich das von ChatGPT erklären, (z.B. mit der Aufforderung “Erkläre in einfachen Worten diesen Satz”) liefert es zurück:
“Wenn man die Abstammung von Lebewesen in einem Stammbaum darstellen möchte, dann gibt es manchmal Situationen, in denen es nicht klar ist, welche Zweige zusammengehören. In diesem Fall spricht man von einer Polytomie. Das bedeutet, dass man an einem Punkt im Stammbaum mehrere Zweige zusammenfasst, weil man nicht genau weiß, welche Zweige zusammengehören und welche nicht.”
ChatGPT
Und das kapiere dann sogar ich. Ob es stimmt? Keine Ahnung. Aber so hat man zumindest erstmal einen Anhaltspunkt.
“Schreib mir eine Abfrage”
Wer jemals zum Beispiel mit LDAP-Filtern zu tun hatte, wird irgendwann die polnische Notation, bei der die Operatoren vorne stehen und lauter öffnende und schließende Klammern jegliche Übersicht zerstören, zu hassen gelernt haben.
Mit ChatGPT kann man solche Abfragen sehr einfach erzeugen lassen.
“Schreibe einen LDAP-Filter, der nur aktivierte Benutzer zurückgibt, die entweder in Gruppe A oder in Gruppe B sind.”
ChatGPT liefert zudem eine Erläuterung jedes Klammerinhalts und weist darauf hin, dass die Gruppennamen noch auf den eigenen Anwendungsfall angepasst werden müssen.
Das Ergebnis ist auf jeden Fall syntaktisch korrekt und funktioniert.
Der umgekehrte Weg geht übrigens auch. Füttert man ChatGPT mit dem o.a. Code und fragt, was das ist, liefert es zurück:
Dies ist ein LDAP-Filterausdruck, der verwendet wird, um nach Benutzerobjekten in einem Active Directory-Verzeichnis zu suchen, die bestimmte Kriterien erfüllen.
Der Filterausdruck sucht nach Objekten mit den folgenden Eigenschaften:
ObjectClass = user
ObjectCategory = person
userAccountControl nicht gleich 2 (was bedeutet, dass das Benutzerkonto aktiv ist)
Mitglied der Gruppe A in der OU Gruppen des beispiel.com-Domänencontrollers ODER Mitglied der Gruppe B in der OU Gruppen des beispiel.com-Domänencontrollers
Dieser Filterausdruck könnte zum Beispiel verwendet werden, um eine Liste aktiver Benutzer in einer bestimmten Gruppe in einem Active Directory-Verzeichnis abzurufen.
ChatGPT
“Interpretiere diese Tabelle”
Als Beispiel habe ich wahllos eine Tabelle vom Statistischen Bundesamt heruntergeladen, es geht um unterschiedliche Straßenlängen verschiedender Straßenarten in den einzelnen Bundesländern.
Kopiert man den Inhalt direkt aus Excel nach ChatGPT mit der Aufforderung “Interpretiere diese Tabelle”, so antwortet es zunächst mit einer Beschreibung, was in dieser Tabelle zu sehen ist, nämlich:
“Die Tabelle gibt einen Überblick über die Verteilung und Länge der verschiedenen Arten von Straßen in den Bundesländern.”
ChatGPT
Dann habe ich gefragt: “Gibt es da Auffälligkeiten?”
Und ChatGPT hat tatsächlich ein paar Dinge zurückgeliefert:
Ja, es gibt einige Auffälligkeiten in der Tabelle:
Bayern hat mit Abstand die längste Gesamtstraßenlänge, sowohl innerorts als auch außerorts. Dies könnte aufgrund seiner geografischen Größe und Bevölkerungsdichte sein.
Berlin hat verglichen mit anderen Bundesländern eine vergleichsweise geringe Straßenlänge insgesamt, was auf seine relativ kleine Größe und hohe Bevölkerungsdichte zurückzuführen sein könnte.
Nordrhein-Westfalen hat die längste Gesamtstraßenlänge an Bundesstraßen und Landesstraßen, was möglicherweise auf seine hohe Bevölkerungsdichte und seine Rolle als Industriestaat zurückzuführen ist.
Die ostdeutschen Bundesländer haben insgesamt eine niedrigere Straßenlänge als die westdeutschen Bundesländer, was auf die unterschiedliche Bevölkerungsdichte und die Auswirkungen der Teilung Deutschlands zurückzuführen sein könnte.
Diese Auffälligkeiten können jedoch durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, wie z.B. geografische Größe, Bevölkerungsdichte, Wirtschaftsstruktur und politische Entscheidungen.
ChatGPT
Zugegeben, ein paar Allgemeinplätze sind auch dabei. Aber ich finde das ganz brauchbar für einen ersten Eindruck, der sich durch weitere Fragen wie “Wo gibt es besonders viele Autobahnkilometer?” und “Wie lässt sich das erklären?” vertiefen lässt.
Fazit
Ich war zugegebenermaßen in erster Linie vom Hype genervt, den ChatGPT hervorgerufen hat, dazu kam der Umstand, dass Elon Musk seine Finger darin hat.
Aber dass es – für bestimmte Anwendungsfälle – ein nützliches Werkzeug sein kann, würde ich mittlerweile nicht mehr bestreiten. Ein interessantes Spielzeug ist es allemal.
Daher fände ich es falsch, dieses Tool komplett zu ignorieren (oder sogar zu verdammen), ebenso, wie es völlig unkritisch als die ultimative Revolution von allem hochzujubeln.
Klar, ChatGPT erzeugt immer wieder auch Fehler, und es wird auch Schüler*innen geben, die damit versuchen, ihre Hausaufgaben abzukürzen.
Aber während manche hierzulande in Panik ausbrechen, dass jetzt das gesamte Schulsystem den Bach runtergehen würde (das tut es möglicherweise auch ohne ChatGPT, aus anderen Gründen), gibt es auch Lehrkräfte, die das ganze kreativ und sinnvoll nutzen: