Das hier ist meine Bohrmaschine. Es gibt viele andere, aber diese ist meine.

Gestern ist mir die Bohrmaschine kaputtgegangen. Eigentlich hatte sie schon länger einen weg, seitdem ich mal vor ein paar Jahren damit beim Aufbau eines Palisadenzauns ein paar Löcher zuviel in offenbar etwas zu harten Beton bohrte und sie damit wohl überfordert habe.

Nachdem ich dann gestern zwei kleine Dübel in die Wand gedübelt hatte, ließ sich der Spannmechanismus für den Bohraufsatz nur noch mit einer Rohrzange lösen. Das klingt jetzt wahnsinnig versiert, im Grunde genommen habe ich von sowas überhaupt keine Ahnung. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass da das Schliebengewinde verschlotzt ist und man nur den Schrom abschörbeln müsse: Ich hätt’s geglaubt.

Ich hatte jetzt nicht das übermäßige Bedürfnis nach einem Kauf einer neuen Bohrmaschine, aber es musste noch ein Regal an die Kinderzimmerwand, ich hatte es versprochen.

Also doch nochmal zum Baumarkt.

Die Auswahl an unterschiedlichen Bohrutensilien überforderte mich wiederum, also sprach ich einen Menschen mit einer roten Jacke an. Der war allerdings Gärtner, also einigermaßen fachfremd. Immerhin arbeitete er tatsächlich dort und war in der Lage, per Intercom “jemanden zu den Werkzeugmaschinen” zu rufen.

Kurze Zeit später kam eine relativ kleine, junge Frau “zu den Werkzeugmaschinen”, und ich erklärte ihr mein Problem.

Ich benötigte eine neue Bohrmaschine, wisse aber nicht, was für eine. Meine bisherige, das kraftlose Mistding, würde es zum Beispiel nicht mal mehr durch die Zimmerdecke schaffen. (Tat sie wirklich nicht. Habe ich aber anders ausgedrückt.)

Sie: “Ist das eine Stahlbetondecke?”

Ich: “Keine Ahnung.”

Sie: “Wieviel Watt hatte denn Ihre alte Maschine?”

Ich: “Puh, ja, also, nicht so viel.” Ich zeige auf irgendeine grüne Bohrmaschine. “Vielleicht war’s so eine. Kann aber auch die daneben gewesen sein.”

Und jetzt muss ich mal was loswerden: Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, die ich in der Vergangenheit sonst so um baumarktlichen Rat gefragt hatte, war diese Mitarbeiterin zu keinem Zeitpunkt genervt von meiner Unwissenheit, beantwortete auch die blödeste Frage geduldig und erklärte mir alles, was ich für meine Kaufentscheidung wissen musste. [1. Anmerkung für Maskulisten: Man kann sich in einem BAUMARKT tatsächlich als MANN von einer FRAU beraten lassen. Nein, dir fallen davon nicht die Eier ab, keine Sorge.]

Endgültig überzeugt hatte sie mich aber, als sie über die irgendwann favorisierte Bohrmaschine zu mir sagte: “Damit sollten Sie eigentlich auch in die Zimmerdecke bohren können. Und falls nicht, bringen Sie sie mir bitte zurück.”

Es war ihre Maschine. Sie gehörte ihr. Nicht dem Baumarkt. Ich sollte sie im Zweifel nicht einfach zurückbringen, ich sollte sie ihr zurückbringen. Fantastisch.

Naja, jetzt habe ich jedenfalls eine neue Bohrmaschine. Ob sie’s durch die Zimmerdecke schafft, weiß ich nicht, aber ich bin ganz zuversichtlich.

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