Tastaturenroulette

Ich berichtete ja neulich, dass ich eine alte IBM-Model-M-Tastatur gefunden und die Tasten gereinigt hatte. So weit, so gut.

Jetzt hatte ich also zwei saubere Tastaturen: Die erst kürzlich bei Ebay gekaufte und die, die ich gerade erst saubergemacht hatte. Zwei andere waren aber immer noch ziemlich dreckig. Die eine im Büro und die am Privat-PC. Das wollte ich ändern und reinigte die im Büro. Da fehlte zwar schon immer die rechte Strg-Taste, aber da steckte seit jeher die „Rollen“-Tastenkappe drauf, weil man diese Taste ja ohnehin nie braucht.

Beim Wiedereinsetzen der Tasten ist mir leider ein Missgeschick passiert. Ich habe wohl beim Einsetzen der Enter-Taste im Nummernblock nicht richtig aufgepasst und dabei die Feder verbogen. Dadurch löste die Taste entweder gar nicht oder dauerhaft aus. Mist.

Das war jetzt natürlich ziemlich enttäuschend, weil ich mich ja gerade erst über die neu hinzugewonnene Tastatur gefreut hatte. Ich selbst sah mich aber nicht in der Lage, die verbogene Feder zu reparieren oder zu ersetzen. Einerseits hatte ich kein passendes Werkzeug, andererseits keine Ersatzteile.

Da fiel mir ein, dass der eBay-Verkäufer, von dem ich die Tastatur erstanden hatte, sich auf diese Art Tastaturen spezialisiert zu haben schien. Also schrieb ich ihn einfach mal an, ob er meine defekte Tastatur reparieren könne oder ggf. zum Ausschlachten abkaufen wollte. Ich fand’s einfach zu schade, eine fast funktionierende Tastatur nur herumliegen zu lassen.

Er schrieb mir zurück, dass er sich die mal anschauen und mir dann zurückmelden würde, was da dran zu machen sei.

Ich schickte also die Tastatur per DHL nach Süddeutschland und bekam direkt Rückantwort. Er könne die Tastatur reinigen, das wäre kein Problem, abkaufen ginge auch, aber ohne Kabel könne er mir nicht so viel wie für ein vollständiges Tastaturset geben. Das war auch gar nicht nötig, ich schrieb ihm, er solle sie einfach wieder in Ordnung bringen, dann wäre ich glücklich und zufrieden. Über den Preis für die Reparatur waren wir uns auch sofort einig.

Gestern hielt ich nun meine Tastatur wieder in den Händen. Sie ist von 1988 (!), sieht aus wie neu und verhält sich auch so. Das Schreiben macht darauf so einen Spaß, Ihr macht Euch keine Vorstellungen. (Jaja, Ersatzreligion, ich weiß. Andere kaufen sich alte Motorräder, na und?) Die fehlende Strg-Tastenkappe war ersetzt und neue Gummifüße hat sie auch bekommen.

Stellt Euch vor, jemand hätte Euer altes Fahrrad aus der Jugendzeit wieder so hergerichtet, dass es rollt wie ein neues. Ungefähr so fühlt sich das an.

Solltet Ihr also durch meine Beschreibungen auf die Idee gekommen sein, Euch ebenfalls eine Tastatur fürs Leben zu kaufen: Ich kann diesen Verkäufer sehr empfehlen.

Und die Privat-PC-Tastatur habe ich gerade eben noch gereinigt. Diesmal habe ich aber die Tasten drangelassen, bei denen man die Kappen nicht entfernen konnte, sicher ist sicher.

16. Juli 2020 – abends

So, das ging dann doch schneller als gedacht.

Dieses Blog ist jetzt auf einen neuen Server umgezogen, den ich vor anderthalb Stunden beim Hoster Netcup bestellt habe. Das war dann wohl der Start für einen kompletten Hosterwechsel. Strato rockt nicht mehr.

Und mit Domainumzügen und WordPress-Migrationen auf Linux-Servern kenne ich mich mittlerweile ganz gut aus, denke ich. Die Oberfläche von Netcup ist noch etwas ungewohnt, aber das wird schon.

Jetzt habe ich wenigstens wieder einen schnellen Server, auf dem alles ohne Ruckeln läuft. Ich stehe auf sowas.

16. Juli 2020 – nachmittags

Mein Server ist anscheinend vom Strato-Performance-Problem betroffen, das vor einiger Zeit durch die Fachpresse ging. Das führt dazu, dass (nicht nur) dieses Blog ab und zu für ein paar Minuten so langsam reagiert, dass es zu Timeouts kommt.

Techniker ist informiert, aber das scheint ein so grundlegendes Problem bei Strato zu sein, dass ich derzeit nach echt vielen Jahren darüber nachdenke, den ganzen Bums zu einem anderen Hoster zu migrieren.

Und immer, wenn ich Scooter im Strato-TV-Werbeblock sehe, rückt die Wahrscheinlichkeit für einen Hoster-Umzug immer näher.

15. Juli 2020 – abends

Erst Homeoffice, weil die Tochter heute nur noch ihr Zeugnis abholen musste und erst um 10:00 Uhr zur Schule gerollert ist.

Später bin ich dann ins Büro gefahren. In der Mittagspause haben wir uns Pizza bestellt. Drei Familienpizzen für fünf Personen, das war definitiv zu viel, und wir konnten uns danach kaum noch rühren. Darum habe ich etwas eher Feierabend gemacht.


Kaum zu Hause gewesen, das: Die Tochter hatte sich („aus Spaß“) mit ihrer Freundin im Keller hinter einer Feuerschutztür eingeschlossen und den Schlüssel nicht mehr gefunden. Das war eher nicht so lustig. Zum Glück kam man von außen noch hinein. Ich habe dann den Schlüssel in einem der Kartons gefunden, darin hatte sie ihn verbaselt, warum auch immer. Ganz ohne Standpauke ging’s leider nicht.


Gerade war dieses Problem gelöst, klingelte es an der Haustür. „Gehört Ihnen das Auto mit dem Kennzeichen HM-soundso?“ „Ja.“ „War da hinten schon vorher ein Kratzer drin?“ „Nee, nicht dass ich wüsste.“ „Dann kommen Sie mal am besten mit, da ist Ihnen gerade einer gegengefahren und abgehauen, ich habe schon die Polizei gerufen.“

Nun denn. Tatsächlich ein Kratzer in der hinteren Stoßstange, der vorher noch nicht da war. Nur deswegen hätte ich eigentlich keinen Aufriss gemacht, aber der Fahrer ist wohl beim Ausparken erst seinem Hintermann reingefahren, dann beim vorwärts Rausfahren nochmal gegen unser Auto.  Sich einfach zu verdrücken, noch dazu, da es sich vermutlich um jemanden aus der Nachbarschaft (oder den Bekannten eines Nachbarn) handeln dürfte, finde ich dann auch nicht mehr so toll. Meines Erachtens muss man für so einen Stunt schon mindestens betrunken sein, aber man steckt ja nicht drin.

Die Polizei kam dann auch bald, machte Fotos und nahm die Zeugenaussage des Nachbarn von gegenüber auf. Ich konnte außer Ausweis und Fahrzeugschein nicht viel beitragen, ich war ja nicht dabei.


Anschließend noch mit dem ADFC-Lastenrad (das ich betreue) endlich zum Werbedesigner gefahren, um es dort bekleben zu lassen. Das sieht jetzt schon sehr schick aus, und man kann auch von der anderen Straßenseite aus erkennen, dass man sich das Rad kostenlos ausleihen kann.

Die letzten Wochen und Monate hatten wir es dauerhaft an eine Kirchengemeinde ausgeliehen, dort war jemand bereit, während der Kontaktbeschränkungen für die Nachbarn einkaufen zu fahren. Das fanden wir unterstützenswert. Demnächst geht das Rad dann wieder in den freien Verleih.

15. Juli 2020 – mittags

Ich bin etwas spät dran, aber der Webrocker beschrieb bereits vor ein paar Wochen ganz treffend das Dilemma, das ich auch mit meinem eigenen Blog hatte.

Auf Twitter hat man jahrelang nebenbei seinen Alltag kommentiert, aber wenn man dann mal etwas längeres schreiben wollte, dann musste das unbedingt pointiert und durchdacht und geistreich sein. Warum? Warum nicht einfach zugeben, dass man doch auch keine Ahnung hat? Ist doch nicht schlimm.

Ich hatte keine Lust mehr auf diese ganze Seht-her-wie-zynisch-ich-die-ganze-Scheiße-kommentieren-kann-Selbstdarstellung auf Twitter und sonstwo. Alle überbieten sich gegenseitig so lange in ihrer Abgeklärtheit, bis einfach alles zu viel wird.

Ich habe mit dem Bloggen und vor allem auch dem Bloglesen wieder angefangen, weil ich mich wieder mit Menschen verbinden möchte, die „Ich weiß es doch auch nicht“ schreiben können, ohne sich dabei einen Zacken aus der Krone zu brechen. Und manchmal tut es ganz gut zu sehen, dass andere genauso verwirrt durch die Gegend laufen wie man selbst.

Scheiß auf die messerscharfe Analyse. Man muss nicht zu allem eine fertige Meinung haben. Ich muss nicht zu allem eine fertige Meinung haben.

Und trotzdem darf ich mir öffentlich darüber Gedanken machen. Ist doch super.