30. Juni 2020 – nachmittags

Wieder mal: Ich habe Urlaub und kann mich nicht wirklich entspannen. Immer ist irgendwas.

Gestern Frühstück für Tochter und mich gemacht, dann zum Zahnarzt. Kurz was eingekauft. Dann Mittagessen gekocht – naja, es gab Ravioli aus der Dose, fragt nicht – anschließend mit der Tochter zum Musikunterricht und mit ihr wiederum  zum Arzt. Dann endlich mal etwas gelesen.

Heute auch gleich für Urlaubsverhältnisse früh raus, Zahnarzt zweiter Teil, dann Frühstück, dann in die Stadt, Ferienangebot fürs Kind bezahlen, wieder zurück, Mittagessen. Trotz Urlaub kurz beruflich tätig gewesen, weil noch heute ein dringendes Update installiert werden musste, dann Finanzausgaben getrackt und schließlich mal eine Stunde Motorrad gefahren.

Morgen früh kommt der Fensterputzer, Tochter ist auch wieder zu Hause, und irgendwas werde ich auch wieder zu tun haben.

Am liebsten sind mir ja immer Urlaube gewesen, in denen ich morgens früh aufgestanden bin, erstmal ein bis zwei Stunden alleine gelesen habe, dann gab’s Frühstück und hinterher habe ich mich nochmal wieder hingelegt.

Wie Harald Juhnke schon sagte: Leicht einen sitzen haben und keine Termine. Recht hatte er.

Neues gebrauchtes Rad

Die Tochter hat ein neues Fahrrad. Als ehrenamtlicher Fahrradfritze bin ich ja gehalten, die Versorgung der Familie mit pedalgetriebenen Zweirädern stets aufrecht zu erhalten, und das Kind klagte schon seit längerem darüber, dass ihr der Lenker nach mehreren Wachstumsschüben nun zu niedrig sei. Das geht so natürlich nicht.

Am Wochenende ergab sich endlich die Gelegenheit, sie mal auf einem 24″-Fahrrad probefahren zu lassen, und siehe da: Das ging auf Anhieb. Also machte ich mich auf die eBay-Kleinanzeigensuche.

Ursprünglich hätte sie gerne ein Hollandrad gehabt, weil sie so eins im letzten Urlaub gefahren ist, es musste allerdings rot sein, und 24er-Hollandräder sind schon schwer zu finden, aber in rot war einfach nichts zu machen. Ein schwarzes in der Größe wäre sogar zu haben gewesen, aber nachdem mir die Tochter den ausdrücklichen und unverrückbaren Farbwunsch mitteilte, musste ich dem Verkäufer wieder absagen.

Dafür fiel mir aber die Anzeige eines anderen, dunkelrosa bis eigentlich doch schon ziemlich roten Rads auf. Als ich ihr das Foto zeigte, leuchteten die Augen schon etwas, und ich war ganz zuversichtlich. Verfügbar war es auch noch, und so fuhren wir am Nachmittag zur Anprobe – so ein Fahrrad muss ja zum Kind passen. Es stellte sich raus, dass ich den Verkäufer sogar kannte, was mir am Telefon gar nicht aufgefallen war. Da er ebenfalls ein Fahrradenthusiast ist, war das Rad in erwartungsgemäß einwandfreiem Zustand und die Probefahrt konnte beginnen.

Sie setzt sich drauf,  fährt los, und sofort springen Einhörner ins Bild, ein Regenbogen erscheint, Delfine applaudieren und ein Fanfarenchor ertönt. Ja, das Fahrrad ist es.

Auf dem Rückweg haben wir noch ein okayes Fahrradschloss gekauft, zu Hause angekommen, stellte ich nochmal Sattel und Lenker etwas besser ein, und dann drehten wir eine Runde um den Block und raus in die Feldmark.

Ich habe bei Erwachsenen schon oft beobachtet, wie glücklich sie aussehen, wenn sie sich auf ein neues Rad setzen – dazu muss man sich einfach mal eine Weile vor ein gut besuchtes Fahrradgeschäft stellen. Und wenn das für Erwachsene gilt, gilt es für Kinder nochmal im Quadrat.

Meins war jedenfalls total begeistert, und so war ich es auch. Die Farbe nennt sich übrigens „berry“.

Dienstags bei Morrie

Markus und Carsten haben „Dienstags bei Morrie“ gelesen, naja, nur einer von beiden, und ich weiß gar nicht, wer von beiden nun eher zu beneiden ist.

Markus‘ Verdikt jedenfalls ähnelt sehr dem, was ich beim Durchlesen gedacht hatte: Was für eine Ansammlung von Binsenweisheiten und Kalendersprüchen. Ich wurde auf das Buch aufmerksam, als Olli Schulz es zu seinen Lieblingsbüchern zählte und im Podcast als unbedingte Leseempfehlung bewarb. Und wieder einmal merkte ich, dass Kulturempfehlungen aller Art strikt von der aussprechenden Person zu trennen sind. Soll heißen: Nur, weil man jemanden sympathisch, witzig oder intelligent findet, heißt das noch lange nicht, dass man den gleichen Geschmack wie derjenige hat.

Darauf bin ich schon etliche Male hereingefallen, sowohl bei Büchern als auch bei Musik, wobei Musik leichter zu verschmerzen ist – wenn es mir nicht gefällt, schalte ich einfach was anderes an. Bei Büchern ist die zeitliche Investition erstmal höher, immerhin muss man ja schon ein paar Seiten gelesen haben, um das Buch genervt zur Seite zu legen.

Dieses Buch jedenfalls ist zu weiten Teilen langweilig und lässt sich auf „Carpe diem“, „Liebe und Familie sind wichtiger als Geld“ und „Persönliche Erfüllung ist wichtiger als Karriere“ herunterbrechen. Selbst sprachlich ist es weder witzig noch anrührend oder spannend.

„Irgendwas muss doch dran sein, “ dachte ich zwischendurch, „sonst hätte Olli Schulz das doch nicht so in den Himmel gelobt.“ Stellt sich raus: Nö, nichts ist dran.

Fazit: Wäre Morrie nicht ein Sterbender, sondern irgendeine Allerweltsfigur, hätte es dieses Buch nicht gegeben, und zumindest das wäre kein großer Verlust.

15. Juni 2020 – abends: Speedshopping

Ich bin der Meister im Speedshopping.

Zumindest, was Klamotten angeht. Gegen 17:00 Uhr dachte ich: „Hmm, eigentlich brauche ich mal wieder ein neues Oberhemd“ und entschied spontan, meinen täglichen Spaziergang einfach Richtung Innenstadt zu verlegen. Dann fiel mir ein, dass ich irgendwo gelesen hatte, dass die Geschäfte derzeit bereits um 18:00 Uhr schließen würden. Ok, etwa 20 Minuten bis in die Stadt, dann hätte ich noch ca. 40 Minuten, um mir in einem der vielen Läden ein passendes Hemd herauszusuchen und anzuprobieren. Knapp, aber müsste reichen.

Es war dann wie immer:

Rein in den favorisierten Laden, „Hallo, kann ich Ihnen helfen?“ – „Ich suche ein Oberhemd, XXL, nicht zu hell, möglichst uni“ – „Ah, ok, wie wär’s mit dem hier, das haben wir in … Moment … XXL da, bitteschön,“ – „Ja, sieht gut aus,“ – anprobiert, passt – „Nehme ich, danke, außerdem noch schwarze T-Shirts, ebenfalls XXL, Rundhals, bitte“ – „Hole ich aus dem Lager, einen Augenblick … so, hier sind sie“ – „Prima, das wär’s dann“ – „Haben Sie eine Kundenkarte?“ – „Ja, habe ich, hier“ – bezahlt – „Kann das so mit?“ – „Klar“ – rein in den Rucksack, fertig, raus, 17:25 Uhr.

Auf dem Rückweg war ich dann noch kurz bei C&A, Schlüpper kaufen, selbe Größe wie letztes Mal, wird schon passen, 18:00 Uhr zu Hause.

14. Juni 2020 – abends

„Ich blogge wieder.“

„Was denn?“

„Was mir so ein- und auffällt, Alltagskram, was ich so erlebe.“

„Aber du erlebst doch nichts.“

„Macht doch nichts.“

„Und das wollen Leute lesen?“

„Keine Ahnung. Aber ich will das schreiben.“