24. Mai 2020 – abends

Heute totaler Gammeltag, und das kam so:

Mein Freund G. meinte neulich zu mir, dass es in Hannover-Linden nunmehr zum Samstagnachmittagritual gehöre, sich draußen mit gebührendem Abstand einfach an die Straße zu stellen und dort sich und den anderen Menschen beim Biertrinken zuzuschauen. Er habe außerdem einen Tisch in einem dortigen Lokal für uns vorbestellt, und da achte man auf alle Sicherheitsmaßnahmen.

“Na gut,” dachte ich, obwohl mir schon etwas mulmig war. Seit zwei Monaten hatte ich mich ja mehr oder minder in freiwillige Quarantäne begeben und die sozialen Kontakte auf ein Minimum beschränkt. Daher textete ich ihm auch kurz vor der Abfahrt noch “Warme Sachen anziehen, ich setze mich nirgendwo nach drinnen!”

Erstmal ließ sich das aber gar nicht vermeiden, denn wir reisten mit dem Zug an. In der Bahn waren aber alle rücksichtsvoll maskiert, und man achtete auf Abstand. Und das sollte sich auch während des ganzen Tages nicht ändern. In der Straßenbahn, vor den Kiosken, überall wahrte man den Mindestabstand und/oder trug eine Gesichtsmaske.

Das war wirklich schön, mal wieder andere Menschen zu sehen.

Als dann unser Tisch zur Verfügung stand, war ich dennoch unsicher. Soll ich wirklich da reingehen? Andererseits kündigte sich auch ein heftiger Regen an.

Im Laden selbst aber verflüchtigte sich die Sorge recht schnell, denn die Bedienung dort war angenehm rigoros in der Durchsetzung der Regeln. Wer am Desinfektionsspender vorbeiging, wurde direkt wieder zum Eingang zurückgeschickt. Es durfte nur jeweils eine Person auf Toilette. Sie fragte ab, wer zu einem gemeinsamen Haushalt gehörte und setzte die Gäste entsprechend um. Es wurde ständig gelüftet, und sie trug natürlich die obligatorische Maske. Alles in allem fühlte ich mich dort sicher genug, dass sich tatsächlich sowas ähnliches wie Normalität einstellte, und ich dankte es der Bedienung mit übertriebenem Trinkgeld.

Auf dem Rückweg verpassten wir dann leider einen Anschlusszug, trotzdem war es ein gelungener Tag.

Heute bin ich infolgedessen etwas verkatert, und leider kommt auch die Sorge vor einer vielleicht unbemerkten Ansteckung wieder zurück. Das wird wohl auch noch einige Monate so bleiben, fürchte ich.

2 Gedanken zu “24. Mai 2020 – abends

  1. Meine Erfahrungen in der Gastronomie (Finkenkrug) sind da ähnlich — aber auch ich habe ein bisschen Sorge wegen des Ansteckungsrisikos.
    Allerdings stehen in meiner Lieblingskneipe die Tische wirklich weit auseinander und außerdem habe ich ja draußen gesessen. :-)

  2. Da, wo wir waren, war auch nur jeder zweite Tisch besetzt, und die Gäste waren – soweit ich das beurteilen konnte – alle ein- und vorsichtig.

    Und im Zug hatten alle ihre Masken auf, ich denke mal, das geht dann schon in Ordnung.

    Sich im Nachhinein Sorgen zu machen, nützt ja jetzt außerdem eh nichts mehr.

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