9. Juni 2020 – abends

Wenn ich mich nach Feierabend nicht aufs Fahrrad setze, gehe ich derzeit gerne nochmal eine Runde um den Block und höre dabei Podcasts, vor allem als Ausgleich zum durch das HomeOffice fehlenden Arbeitsweg. Nun wird es aber vor allem nachmittags und abends deutlich wärmer, und ich merke dann doch, dass ich unter den Noise-Cancelling-Over-Ear-Kopfhörern ziemlich schwitze. Auf so Kabelgefummel hatte ich aber irgendwie keine Lust, also habe ich mir Apple Airpods gekauft, allerdings die günstigere Variante ohne Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen.

Früher fand ich die ja vor allem optisch ziemlich merkwürdig, aber mittlerweile sieht man die doch häufiger, und weil es die beim örtlichen Unterhaltungselektronikhändler gerade um einiges günstiger gab, habe ich mich dann schließlich dazu durchgerungen.

Ich bin eigentlich ganz zufrieden, für meine Ansprüche ist der Sound völlig ok, und auch das Handling funktioniert sehr gut. Ich merke aber deutlich, wie laut der Berufsverkehr an den Hauptstraßen ist, wenn man an ihnen entlang geht, unter den Over-Ear-Kopfhörern war mir das nie so bewusst. Zum Podcasthören ist das definitiv zu laut, da müsste ich sonst die Lautstärke voll aufreißen. Aber da mich meine Feierabendwege ohnehin meist in wenig befahrene Gegenden führen, ist das zu verschmerzen. Und ansonsten muss ich halt bei lauter Umgebung mal kurz auf Musik umschalten.


Gestern habe ich “Leviathan erwacht” zu Ende gelesen. Dabei handelt es sich um den ersten Teil einer Science-Fiction-Romanreihe, auf der die Serie “The Expanse” basiert. Die erste Staffel hatten wir uns vor einiger Zeit angesehen, aber da hatten wir gerade unseren Fernseher neu, und ich war damals viel mehr damit beschäftigt, die Bild- und Toneinstellungen zu optimieren, als der Serie zu folgen.

So dachte ich zum Beispiel, die Optik der Serie sei so seltsam Soap-Opera-mäßig, dabei lag das an der Tru-Motion-Grundeinstellung des Fernsehers, die für Bewegungsglättung sorgen soll, aber aussieht, als hätte jemand das mit seinem billigen CamCorder aufgenommen.

Aber zurück zum Buch: Mir hat es großen Spaß gemacht, leider bin ich in den letzten Wochen kaum zum Lesen gekommen, darum habe ich ungewöhnlich lange dafür gebraucht, was dem Buch eigentlich nicht gerecht wird. Durchquälen musste ich mich jedenfalls nicht. Man hat zwar doch immer wieder die Serienschauspieler vor dem geistigen Auge, aber die Serie folgt anscheinend nicht allzu genau der Romanhandlung, so dass das Buch trotzdem spannend blieb.

Es ist jetzt keine Weltliteratur, aber durchaus unterhaltsame, moderne Science Fiction. Kann ich empfehlen. Die Fortsetzungen werde ich bestimmt auch noch lesen, jetzt ist aber erstmal Irvine Welsh dran, dessen aktueller Roman “Die Hosen der Toten” wieder im Renton-Begbie-Milieu spielt.

Schrankwand!

Seit man am Wochenende nicht mehr weg gehen kann, treffen wir uns gelegentlich per Videokonferenz, das ist zwar nicht ganz das gleiche, aber wenigstens riechen die Klamotten hinterher nicht nach Zigarettenrauch.

Die Musikuntermalung hat zwischendurch mal gewechselt, zuerst hörten wir eine gemeinsame Spotify-Liste, bei der wir mehr oder minder gleichzeitig auf “Play” drückten, jeder vor seinem Rechner, dann hatten wir aber eine Zeit lang keine Lust, uns über die Musikauswahl Gedanken zu machen und machten Internetradio an. Da gibt es eine beachtliche Auswahl, die ja auch erstmal entdeckt werden will. Einziger Nachteil ist die hin und wieder eingespielte Werbung, aber das kommt nicht so oft vor, und die Unterbrechung ist auch eigentlich angenehm kurz.

Größter Vorteil ist allerdings: Alle hören das Gleiche, und man braucht keinen Account dafür.

Jedenfalls hörten wir eines Abends vor ein paar Wochen auf laut.fm irgendeinen Hardcore-Sender, bis zwischendurch wieder Werbung kam. Und zwar wurde für den Besuch eines Festivals geworben, wofür wir ja grundsätzlich schon die richtige Zielgruppe gewesen wären. Es handelte sich jedoch um ein Deutschrock-Festival 2019, zu dessen Besuch wir aufgefordert wurden. Ausgerechnet.

Den Ort des Geschehens habe ich vergessen, aber die Bands trugen alle Namen wie “Schrankwand”, “Kantholz” oder sonstwie brachial und sehr deutsch klingende Begriffe, die auch aus einem Baumarktprospekt hätten herrühren können. Einer entsetzlicher als der andere.

Die Werbung endet, mein Freund G. und ich gucken uns entgeistert per Webcam an, bis er schließlich sagt:

“Mann, da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass wir da nicht hingefahren sind.”

8. Juni 2020 – Geburtstag

Am Sonntag hatte ich Geburtstag und lud daher für Samstagnachmittag die paar wenigen Freunde ein, die ich in den letzten Wochen ohnehin bereits persönlich getroffen hatte, Kontaktbeschränkung und so.

Einfach nur so auf der Terrasse sitzen, dummes Zeug erzählen, was essen, trinken, ein bisschen Musik hören und schließlich in die Feuerschale gucken.

War alles sehr schön, nur den Ouzo hätten wir weglassen sollen, der hing mir den gesamten Sonntag lang in den Knochen. Teufelszeug. Entsprechend wenig habe ich an meinem eigenen Geburtstag unternommen, aber muss ja auch nicht immer sein.


Feine Idee in der taz:

Benzin muss kontingentiert werden

Jeder Bundesbürger bekommt pro Jahr 444 Liter zugeteilt, das muss erstmal reichen. Wenn er damit nicht klarkommt, muss er am Jahresende Sprit nachkaufen. Entsprechend teurer wird der dann, worüber sich diejenigen freuen werden, die am Jahresende noch welchen übrig haben, den sie selbst meistbietend verkaufen können.

5. Juni 2020 – #WMDEDGT

Das Hashtag #WMDEDGT steht für “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag”, ist eine Idee von Frau Brüllen, und ich bin heute zum ersten Mal dabei.


Ende der Rufbereitschaftswoche, also habe ich als eine der ersten Amtshandlungen die Rufumleitung um- bzw. abgestellt.


Ein weiterer Tag im HomeOffice, keine Ahnung, wie lange das schon so geht, aber demnächst wird es mich immer wieder mal ins Büro ziehen, weil die Tochter an einigen Tagen wieder zur Schule geht und – tadaa! – die Dachdecker heute fertig geworden sind und ein superniegelnagelneues Dach auf unserem Haus zurückgelassen haben. Dazu schreibe ich gleich und dann die Tage nochmal was.


Die Frau war heute auch im HomeOffice, darum musste ich heute nicht das Frühstück für die Tochter alleine vorbereiten und habe demzufolge in Windeseile 5 Scheiben Toast verdrückt. Das erinnert mich an eine Wette zu Schulzeiten, wo mein Kumpel meinte, dass man es nicht schaffen würde, eine ganze Packung Toastbrot am Stück zu essen. Schafft man auch nicht, aber wir waren ein paar Mal verdammt nah dran.


Wie immer die tägliche Abteilungsbesprechung, ein paar Dinge geklärt und geplant, dann bis zum Feierabend Homeschooling für den Auszubildenden, dessen Blockunterricht auch nur in Teilen stattfindet. Thema: Geld und Vermögen. Haha – ausgerechnet ich. Aber mittlerweile kann ich da tatsächlich ein paar sinnvolle Sätze zu sagen. Hätte ich vor ein paar Jahren auch nicht gedacht.

Nach zweieinhalb Stunden war ich dann auch fertig mit der Bereifung und habe vorerst Feierabend gemacht. Dachte ich eigentlich, hatte mich auch schon per Teamchat von den Kollegen verabschiedet und mich dann doch noch mal ein bis zwei Stunden mit der Präsentation für Montag beschäftigt.


Kurz einkaufen für morgen. Ich feiere in sehr kleinem Kreis((nur die Leute, die ich ohnehin die letzten Wochen ab und zu persönlich getroffen habe)) meinen Geburtstag, der zwar erst Sonntag ist, aber ist ja egal. Dumme Frau hinter mir an der Kasse, die ich darum bitten musste, doch mehr Abstand zu halten. “Mache ich ja!” Nein, machst du nicht, wenn du den Kundentrenner schon aufs Band legst, während ich noch meinen Einkaufswagen ausleere.


Kurze Zeit später wurden die Dachdecker endgültig fertig. Mit allem drum und dran, Gerüstabbau und so. Aber dazu schreibe ich nochmal was.


Die Frau hat die Tochter zum Ballettunterricht gebracht, nach Wochen wieder live vor Ort. Es war alles perfekt organisiert, mit Markierungen, Abstandsregeln, geteilten Gruppen, die wechselweise Unterricht per Zoom von zu Hause mitmachen und allem. Sehr vorbildlich.

Frau kam mit glücklichem Kind und Abendessen vom China-Imbiss wieder.


Jetzt pappsatt, und gleich mache ich mir ein Bier auf.

5. Juni 2020 – Links

Bei novemberregen steht ein Text, den ich mir normalerweise einlaminieren und rahmen würde, aber in zwei Wochen ist ja doch wieder alles anders:

[..] es ist einfach das, was ich in dem allgemeinen Durcheinander in diesem Moment und soweit es mir irgendwie möglich ist, das zu beurteilen, für angemessen halte.

(via Maximilian Buddenbohm)

Das Ich-weiß-es-doch-auch-nicht-Gefühl, genau das ist es.

Wenn die Schwiegereltern auf die Bitte, doch wenigstens Abstand zu halten, antworten: “Wir sehen das nicht so eng” und ich selber nur “Aber ich.” sagen kann.