28. Mai 2020 – mittags: Arzt

Wegen meiner Rippenschmerzen war ich dann doch mal beim Arzt.

Ich werde in einem runden Zwischenwartebereich platziert, drei Stühle, alle jeweils anderthalb Meter entfernt. Ich natürlich mit Maske.

Kurze Zeit später setzt sich ein Typ hin, der aussieht wie der Häuptling aus „Einer flog über das Kuckucksnest“. Ohne Maske. Ich atme flacher.

Er: „Müssen sich keine Gedanken machen, weil ich nicht so’n Teil trage. Ich bin gegen sowas unempfindlich.“

Ich: „o_O“

Er: „Ja, bei mir setzt sich kein Bazillus fest.“

Ich: „Ist ja auch ein Virus.“

Er: „Ja, nee, ich habe was anderes. 40 Jahre Asbest eingeatmet. Selbst wenn, da ist nicht mehr viel, wo der sich festsetzen würde. Also, wenn sich da doch mal ein Tröpfchen löst, das ist wie Regenwasser.“ Sagt er und hustet sich in die Faust.

Ich atme gar nicht mehr.

Kurze Zeit später werde ich zum Glück aufgerufen.

Das waren die längsten zwei Minuten meines Lebens, und ich glaube, ich habe beim Versuch, mich so weit weg wie möglich von dem Mann zu lehnen, ein paar Risse in der Rigipswand hinter mir hinterlassen.

Die Rippenschmerzen sind übrigens eine harmlose Geschichte. Rippe blockiert, Nerv gereizt, Muskel verhärtet, Intercostalneuralgie, you name it. Ibuprofen.

Gut zu wissen, aber wenn’s nach mir ginge, hätte ich die Begegnung mit dem Häuptling lieber vermieden.

27. Mai 2020 – nachmittags

Alle sind etwas aufgeregt, weil uns eine zweite Katze vermittelt wurde, die wir heute kennenlernen werden. (Ich muss leise tippen, der Kater sitzt neben mir auf meinem seinem Lieblingssessel und weiß noch nichts davon.)

Sie ist erst ein paar Wochen alt und zieht wahrscheinlich irgendwann im Sommer zu uns – wenn sie denn zu uns passt. Und zum Kater natürlich, aber der ist weiblichen Katzen gegenüber eigentlich eher teilnahmslos.

Aber wir sind sehr zuversichtlich.

Ach, nee doch nicht

Ich weiß, es war ein ziemliches Hin und Her, und es ist mir auch etwas peinlich.

Ich wollte mal was ausprobieren, und ich werde einfach nicht glücklich damit. Also stampfe ich das Blog „Ach, naja“ wieder ein. Unter anderem auch deswegen, weil ich gesehen habe, dass es bereits andere gab, die unter diesem Titel bereits gebloggt und getwittert haben. Und das geht ja nun gar nicht.

Folgendes ist passiert:

  1. Ich wollte wieder bloggen, aber unbeschwert, also habe ich mir ein neues, anonymes Blog mit Bludit eingerichtet.
  2. Anonym fand ich blöd, also habe ich ein Pseudonym gewählt.
  3. Ich habe das Blog von Bludit nach WordPress migriert.
  4. Ich habe mir etwas erklären lassen und habe das Pseudonym aufgegeben.
  5. Ich habe die Punkte 1-4 komplett rückgängig gemacht und die Inhalte hierher kopiert.

Für alle, die das alles hier nicht mitbekommen haben: Nicht so wichtig.

Hier geht’s wieder ganz normal weiter. Nur vielleicht mit banaleren Themen, nicht mehr mit politischer Agenda oder sonstwas. Einfach bloggen, so wie früher.

Wer die Beiträge des anderen Blogs nachlesen will: Die habe ich übernommen, sie stehen in der Kategorie Ach, naja.

 

26. Mai 2020 – mittags

Entsetzlich geschlafen. Um 3 Uhr irgendwas aufgewacht, hin- und hergewälzt und sämtliche Probleme dieser Welt mehrfach durchdacht, bis der Wecker leuchtete.


Irgendwie habe ich es geschafft, nach ohnehin schon verdrehter Nacht in der Videokonferenz so schief zu sitzen, dass jetzt bei jeder kleinsten Bewegung der linke Rippenbogen höllisch schmerzt. Das tut wirklich ekelhaft weh.

24. Mai 2020 – abends

Heute totaler Gammeltag, und das kam so:

Mein Freund G. meinte neulich zu mir, dass es in Hannover-Linden nunmehr zum Samstagnachmittagritual gehöre, sich draußen mit gebührendem Abstand einfach an die Straße zu stellen und dort sich und den anderen Menschen beim Biertrinken zuzuschauen. Er habe außerdem einen Tisch in einem dortigen Lokal für uns vorbestellt, und da achte man auf alle Sicherheitsmaßnahmen.

„Na gut,“ dachte ich, obwohl mir schon etwas mulmig war. Seit zwei Monaten hatte ich mich ja mehr oder minder in freiwillige Quarantäne begeben und die sozialen Kontakte auf ein Minimum beschränkt. Daher textete ich ihm auch kurz vor der Abfahrt noch „Warme Sachen anziehen, ich setze mich nirgendwo nach drinnen!“

Erstmal ließ sich das aber gar nicht vermeiden, denn wir reisten mit dem Zug an. In der Bahn waren aber alle rücksichtsvoll maskiert, und man achtete auf Abstand. Und das sollte sich auch während des ganzen Tages nicht ändern. In der Straßenbahn, vor den Kiosken, überall wahrte man den Mindestabstand und/oder trug eine Gesichtsmaske.

Das war wirklich schön, mal wieder andere Menschen zu sehen.

Als dann unser Tisch zur Verfügung stand, war ich dennoch unsicher. Soll ich wirklich da reingehen? Andererseits kündigte sich auch ein heftiger Regen an.

Im Laden selbst aber verflüchtigte sich die Sorge recht schnell, denn die Bedienung dort war angenehm rigoros in der Durchsetzung der Regeln. Wer am Desinfektionsspender vorbeiging, wurde direkt wieder zum Eingang zurückgeschickt. Es durfte nur jeweils eine Person auf Toilette. Sie fragte ab, wer zu einem gemeinsamen Haushalt gehörte und setzte die Gäste entsprechend um. Es wurde ständig gelüftet, und sie trug natürlich die obligatorische Maske. Alles in allem fühlte ich mich dort sicher genug, dass sich tatsächlich sowas ähnliches wie Normalität einstellte, und ich dankte es der Bedienung mit übertriebenem Trinkgeld.

Auf dem Rückweg verpassten wir dann leider einen Anschlusszug, trotzdem war es ein gelungener Tag.

Heute bin ich infolgedessen etwas verkatert, und leider kommt auch die Sorge vor einer vielleicht unbemerkten Ansteckung wieder zurück. Das wird wohl auch noch einige Monate so bleiben, fürchte ich.